Andacht vom 14.04.2006:
Verdient oder unverdientes Schicksal?
In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Ratschluss seines Willens; damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben. Epheser 1,11.12
In einem Leserbrief schreibt eine Frau, dass sie nach schwerer Krankheit nun mit ihrem Mann und den drei Kindern ihr Glück gefunden habe. "Dafür danke ich Gott jeden Tag. Meine Angst ist nur: Wie lange hält dieses Paradies, in dem ich lebe, noch an? Habe ich so viel Gutes verdient? Kann ein Mensch immer nur Glück haben, was sagen Sie dazu?" Die Antwort des Redakteurs: "Existieren Schicksalsgesetze, denen wir unterworfen sind? Gibt es wirklich ein ,Verdient' und ,Unverdient'? Ich maße mir nicht an, die Antwort zu kennen." Dann folgen ein paar ermutigende Worte.
Persönliches Schicksal gibt die schwersten Fragen auf. Oft wissen wir auch als Christen keine Erklärung, wenn Unglück hereinbricht. Die Frage nach dem Glück aber können wir nach der Bibel nicht von der Sicht her klären, ob verdient oder nicht. Sie wird von unserer Bestimmung her beantwortet. Der Sinn unseres Lebens ist: "etwas zum Lob seiner Herrlichkeit" sein. Das Problem liegt darin, dass wir eigentlich etwas sein wollen zum Lob unserer eigenen Herrlichkeit! Dabei haben wir unsere festen Vorstellungen von Glück, die nicht immer mit Gottes Absichten übereinstimmen. Der Andachtstext spricht von "vorherbestimmt sein". Das ist nicht im Sinne eines "Schicksalsgesetzes" zu verstehen, denn Gott gewährt uns Freiheit und zwingt uns nicht in bestimmte Wege. Paulus spricht vielmehr davon, dass wir vorherbestimmt sind, durch Jesus Christus Erben seines Reiches zu sein. Diese Berufung prägt das Leben der Nachfolger Jesu. Damit ist ihr Glück nicht länger von äußeren Umständen abhängig, sondern von ihrem Verhältnis zu Christus. Zum Lob seiner Herrlichkeit sollen und wollen sie leben! Das vermag auch einer, der augenscheinlich weniger "vom Glück begünstigt" ist, zum Beispiel ein Behinderter oder einer, der auf andere Weise "vom Leben benachteiligt" ist. Selbst in unglücklichen Verhältnissen kann einer "etwas sein zum Lobe seiner Herrlichkeit", wenn er im Glauben trägt, was er nicht ändern kann. Ich mag nicht immer glücklich sein - am wenigsten im Blick auf mein Versagen und meine Sünde -, aber ich bin glücklich, dass ich zu Jesus gehöre! In seiner Liebe und Vergebung ist mein Glück begründet.
Konrad Edel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.