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Andacht vom 09.05.2006:

Gottes Glückskinder

Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf. Psalm 127,2

Zwei gute Nachrichten: Gott ist erstens unser Freund, und zweitens will er, dass wir genug schlafen. Schlafmangel gilt heute, zumindest bei fleißigen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, als Tugend. Den Mittagsschlaf erledigt man, wenn überhaupt, lieber heimlich, und rühmenswert ist nur, wenn man trotz zu wenigen Schlafes volle Leistung bringt.

Unser Glaube befreit uns von einem solchen Aktivismus, der uns zu wenig Zeit zum Schlafen lässt. Mehr noch: Ausreichend Schlaf ist nach diesem Bibeltext geradezu ein Zeichen des Glaubens. Wir zeigen, dass wir anhalten können und nicht den Zwängen der Arbeit und den Zerstreuungen der abendlichen Freizeit ausgeliefert sind. Der Schlaf ist ja nicht nur eine Unterbrechung des Wachzustandes, er hat nicht nur Dienstfunktion, sondern er besitzt auch ein Eigenrecht. Wir leben auch, um zu schlafen und auszuruhen. Rene Char stellt fest: "Wenn der Mensch nicht von Zeit zu Zeit souverän die Augen schlösse, hätte er bald nichts mehr, was betrachtet zu werden sich lohnt."

Genau so hat es Gott in seiner Schöpfungsordnung eingerichtet. Wir sind Wesen, die im Rhythmus von Tag und Nacht, im Wechsel von Anwesenheit und Abwesenheit leben. Freunde Gottes dürfen ruhig schlafen. Natürlich verschlafen sie nicht das Leben wie die Faulenzer, die von der Bibel gewarnt werden: "Wie lange liegst du, Fauler! Wann willst du aufstehen von deinem Schlaf? Ja, schlafe noch ein wenig, schlummre ein wenig, schlage die Hände ineinander ein wenig, dass du schlafest, so wird dich die Armut übereilen wie ein Räuber." (Spr 6,9-11) Der Glaube lädt uns ein, das rechte Maß zwischen "zu viel" und "zu wenig" zu finden. Die Mitte, von der her uns das gelingen kann, ist unsere Freundschaft mit Gott. Er will, dass unsere Sorgen weniger werden und unsere Ausgeglichenheit zunimmt.

Christian Noack

Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.

 

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