Andacht vom 14.08.2006:
Himmlischer Reichtum
Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, ... dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen. Epheser 3,14.16
Unser Nachbar in dem Dorf, in dem ich groß geworden bin, war ein Kleinbauer. Wenn wir als Kinder in den großen Garten gingen, konnten wir sehen, was hinter der Scheune des Nachbargrundstücks geschah. Häufig beobachteten wir, wie zwei Kühe stundenlang im Kreis gingen und dabei einen Balken zogen, der in der Mitte an einem Zahnrad befestigt war. Auf diese Weise wurde ein Gestänge bewegt, das in die Scheune führte und dort Geräte in Gang setzte. Was heute elektrisch geschieht, wurde damals durch Muskelkraft betrieben. Manchmal taten mir die Kühe Leid, weil sie immer im Kreis gehen mussten. Ob sie wohl lieber auf der Straße einen Wagen gezogen hätten? Möglicherweise war es den Kühen egal.
Gelegentlich kann allerdings auch menschliches Leben von einer solchen Eintönigkeit geprägt sein, ja, geradezu zur Tretmühle werden. Morgens geht man zur Arbeit, die anstrengend, stressig und freudlos ist.
Dann kommt man nach langem Arbeitstag nach Hause, wo nichts als Sorge und Plage wartet - liegen gebliebene Arbeit, offene Rechnungen, kranke Angehörige. Die Hetze geht weiter. Und keine Aussicht, dass sich das in absehbarer Zeit ändert. Was tun?
Kann man schon "auswendig" nichts ändern, dann vielleicht am "inwendigen Menschen". Paulus jeden falls weiß um diesen Weg. Er bittet für die Christen, dass ihnen Kraft geschenkt werde aus einem Reichtum, der nicht von dieser Welt ist - aus dem "Reichtum seiner Herrlichkeit". Wo wir in unserm Leben nichts mehr von Herrlichkeit wahrnehmen können, da wird unser Blick auf den Reichtum Gottes gelenkt. An diesem Reichtum sollen wir im Glauben Anteil haben. Jesus hat sogar gesagt: "Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast." (Jo 17,22) Das wird einst im Reich Gottes sein, denken wir - aber heute? Doch der Glanz und die Freude des Himmels sollen schon jetzt in unser Leben hineinstrahlen. Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigt die Tatsache, dass Paulus darum bittet. Wer betet, nimmt nicht einfach hin, wie es kommt, sondern verändert - zuerst sich selbst, indem er dem Geist Gottes in seinem Herzen Raum gibt. Das ist der Weg, stark zu werden, wo man selbst keine Kraft mehr hat.
Konrad Edel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.