Andacht vom 23.08.2006:
"Ergriffen sein"
Nicht, dass ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. Philipper 3,12
Dreimal schreibt Paulus hier vom "Ergreifen". Mit dem Ergreifen hatte er es in seinem ganzen Leben immer wieder zu tun. Als der erste christliche Märtyrer Stephanus ergriffen, zur Stadt hinausgestoßen und gesteinigt wurde, war er als junger Mann schon dabei. Er war den Steinigern gern zu Diensten, bewachte ihre Obergewänder und fand Gefallen an der Ermordung dieses Unschuldigen (Apg 7,58; 8,1). Vom Fanatismus ergriffen, sah er fortan seine Aufgabe darin, die Christen zu ergreifen und samt ihrem Glauben auszurotten. Jerusalem und Umgebung reichten ihm dafür nicht aus. Er erbat Vollmacht, seine furchtbare Tätigkeit auch im fernen Damaskus fortzusetzen. Auf dem Wege dorthin griff jedoch Christus nach ihm in einer Weise, die ihn blind zu Boden stürzen ließ (Apg 9,1-4.9).
Durch diese Blindheit wurde er aber in Wirklichkeit erst sehend. Er erkannte seinen Heiland, gegen den er unwissend so grausam gekämpft hatte. Das war die Wende seines Lebens. Nun war er bereit, sich von Christus ergreifen und in seinen Dienst nehmen zu lassen. Von Christi Botschaft war er so ergriffen, dass er bis an sein Lebensende mit ganzer Hingabe durch die damals bekannte Welt zog, um sie vielen Menschen zur Rettung werden zu lassen. Dabei war ihm bewusst, dass ein guter Anfang nicht genügte, um das ihm von Gott gesetzte Lebensziel zu erreichen. Er war entschlossen, diesem Ziel wie ein Langstreckenläufer "nachzujagen", um es vollends zu "ergreifen".
Christus im Glauben zu ergreifen, ihm freudig zu dienen und bei ihm zu bleiben, darin liegt auch der wahre Sinn unseres Lebens. Herr Jesus, lass uns dies nicht nur heute in deiner Kraft gelingen!
Reinhold Paul
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
