Andacht vom 22.09.2006:
"Abverkauf"
Ja, ich [Elia] habe dich gefunden, weil du dich verkauft hast, Unrecht zu tun vor dem HERRN. 1. Könige 21,20
Der Mann, der sich verkauft hatte, hieß Ahab und war König von Israel. Man kann heute alle möglichen und unmöglichen Dinge verkaufen. Aber sich selbst?
Wer nach Norditalien in die Stadt Arris kommt, kann dort z. B. Nebel kaufen. Der einheimische Maler Giorgio Valentinuzzi behauptet: "Bei uns haben wir die Königin aller Nebel, besonders dicht und perlmuttgrau." Und da die Stadtverwaltung gerade kein Geld hat, den Kindergarten zu renovieren, sollen nun die zwei Euro, die pro Packung hereinkommen, dafür verwendet werden. Kleiner Trost: Es liegt ein Heft über Sehenswürdigkeiten bei.
Anderer Ort, andere Zeit, anderes Handelsgut: "Als aber die midianitischen Kaufleute vorüberkamen, zogen sie ihn heraus aus der Grube und verkauften ihn um zwanzig Silberstücke den Ismaelitern; die brachten ihn nach Ägypten." (1 Mo 37,28) Hier verkaufen erwachsene Männer ihren Bruder Josef. Das Geschäft hätte Jahre später tödlich für sie enden können, wenn der verkaufte Bruder nicht in Gottes Schule das Vergeben gelernt hätte.
Zurück zu Ahab! Der hatte sich selbst verkauft. Das wenig ermutigende Andachtswort heute stammt aus einer Strafrede des Propheten Elia. Der diente Gott, Ahab dagegen diente heidnischen Götzen. "Wisst ihr nicht: Wem ihr euch zu Knechten macht, um ihm zu gehorchen, dessen Knechte seid ihr und müsst ihm gehorsam sein, es sei der Sünde zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit?", sagt die Bibel (Rö 6,16). König Ahab diente der Sünde, dem Bösen, und es war vielleicht seine letzte Gelegenheit, sich wieder Gott zuzuwenden, dessen Volk er regierte. Wer Ahabs Biografie kennt, traut ihm eine Bekehrung nicht zu, aber sie trat überraschenderweise doch ein (1 Kön 21,27).
Ein ermutigendes Bibelwort zum Schluss und das soll uns heute begleiten: "Der Herr ... hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde." (2 Pt 3,9) Gott verkauft nichts. Er verschenkt - Vergebung, Gemeinschaft mit sich, seine Gegenwart und vieles mehr.
Jochen Graupner
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.