Andacht vom 27.09.2006:
Entschuldigungen gibt es viele
Eines Tages sprach der Herr zu mir: "... Du sollst ein Prophet sein, der den Völkern meine Botschaft verkündet." Ich aber erwiderte: "O nein, mein Herr und Gott! Ich habe keine Erfahrung im Reden, denn ich bin noch viel zu jung!" Jeremia 1,4-6 (Hoffnung für alle)
1882 wurde durch Ludwig Richard Conradi die erste deutsche Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten in Amerika gegründet. Sie bestand vor allem aus russlanddeutschen Einwanderern. Zu ihnen gehörte die Familie Reiswig. Sie schickte adventistische Traktate und Zeitschriften nach Russland zu Verwandten und Bekannten. Phillipp Reiswig hatte einen Sohn und andere Verwandte in Russland. Auch sie sollten die Adventbotschaft hören. Deshalb verkaufte er sein Eigentum und kehrte im November 1883 mit einem Koffer voll adventistischer Literatur in seine Heimat zurück. Ein Sprachfehler störte beim Sprechen, außerdem durfte man nicht öffentlich predigen. Er ging auf Märkte und bat jemanden, ihm aus den Traktaten vorzulesen. Nach jedem Abschnitt gab er einige Erklärungen dazu. Wenn der Vorleser Interesse zeigte, schenkte er ihm das Traktat. Nach zwei Jahren kehrte er nach Amerika zurück, reiste aber 1887 noch einmal mit mehr Literatur nach Russland. Um die Fahrt bezahlen zu können, verkaufte er seine wertvollen Stiefel.
Als L. R. Conradi 1886 nach Russland auf die Krim kam, traf er auf ein Dutzend Sabbathalter und hörte von weiteren, die im Umkreis von 80 Kilometern verstreut lebten. So konnte er die erste Adventgemeinde mit 19 Gliedern gründen. Er fand viele, die von dem "guten alten Mann" sprachen, der von Amerika gekommen war und den Samen der Wahrheit ausgestreut hatte.
Entschuldigungen gibt es viele. Jeremia sagte: "Ich bin zu jung." Phillipp Reiswig hätte sagen können: "Ich bin zu alt. Ich habe kein Geld" oder "Ich habe einen Sprachfehler." Aber die Liebe zu Christus und zu seinen Mitmenschen ließ ihn alle Schwierigkeiten überwinden. Wahre Liebe kapituliert nicht vor Hindernissen. Jesus sagte zu seinen Jüngern: "Geht hinaus in die ganze Welt und ruft alle Menschen in meine Nachfolge ... Ich bin immer und überall bei euch, bis an das Ende dieser Welt!" (Mt 28,19.20 Hfa)
Günter Lentzsch
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
