Verfasser: | Mag. Claudia Flieder |
Erschienen in: | Top Life Aktuell 901 |
Leid:voll
Was liegt Ihnen denn heute noch im Magen und drückt empfindlich auf die gute Stimmung? Der Streit von gestern Abend? Der Ärger heute Morgen? Das wochenlange Zerwürfnis? Die Kränkung vor drei Monaten? Der Verlust eines geliebten Menschen vor zwei Jahren?
Ruhig mal weinen. Weinen? Das ist doch unschicklich. Tränen machen schließlich nicht schön. Oder doch wenn damit nämlich ein Stück Leid wieder herauskann. Wenn dadurch die Türen der Seele geöffnet werden und der Mensch ein Ventil für sein Leid findet. Wenn Anspannung der Entspannung weichen kann. Tränen machen schön weil sie gut tun. Weil bewusst angenommenes Leid und bewusst durchlebte Traurigkeit nachhaltig wieder Leben und Zukunft schaffen.
Wer verdrängt, wird seinen Kummer nie los. Denn er ist ja immer noch da unterschwellig, im Verborgenen, abgeschlossen, verdunkelt, isoliert. Aber existent. Wer jedoch beginnt und sei es nur im Gebet, ganz allein mit Gott , sich zum ersten Mal seit langem vielleicht seinen Frust, seinen Zorn, all die angestaute Enttäuschung und Verletzung von der Seele zu schreien und zu weinen, darf nach langer Zeit wieder einmal aufatmen
Man ist nie allein. Das Problem an der Leidbewältigung ist oft die subjektiv erlebte Einsamkeit. Niemand da, der zuhören will. Keiner hat Zeit, um da zu sein. Und wer will so geduldig sein, um einen langen Trauerprozess zu begleiten? Wer hat genug Kapazität und Kompetenz, um bittere Gefühle zu bergen und anzuschauen? Also, bleibe ich übrig außer ich hole mir vernünftigerweise fachliche Hilfe. Und doch: Es stimmt nicht. Ganz allein bin ich nie. An keinem Ort der Welt, in keiner Lebenslage. Denn Gott, der Gott der Bibel, hat nicht nur alle Zeit der Welt für mich, sondern ein liebevolles, geduldiges, behutsames Interesse an mir, an meinem Leid und meinem Wohlergehen. Wenn Sie so wollen: Steigen Sie ein ins G-Netz. Gebete sind nämlich gebührenfrei. Und tauchen Sie ein in den Freiraum, wo alles gesagt, bejammert, geklagt, geschrieen, geweint oder verschwiegen werden darf
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