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Verfasser:Mag. Claudia Flieder
Erschienen in:Top Life Aktuell 901

Leid:voll

Was liegt Ihnen denn heute noch im Magen und drückt empfindlich auf die gute Stimmung? Der Streit von gestern Abend? Der Ärger heute Morgen? Das wochenlange Zerwürfnis? Die Kränkung vor drei Monaten? Der Verlust eines geliebten Menschen vor zwei Jahren?

© JupiterImages
Nicht so einfach mit unserer seelischen Verdauung! Das will einfach nicht aus unserem Gefühlshaushalt verschwinden, die Verletzung, der Zorn, die offenen Wunden – trotz aller unserer mehr oder weniger geschickten Versuche, den Schmerz aufzulösen, zu betäuben, zu überspielen oder zu vergessen. Doch all unsere seelischen Empfindungen sind nun mal ein Teil unseres Wesens und sie äußern sich, was sicherlich nicht immer angenehm ist. Doch sie sind ein Teil von uns. Immer nur lächeln? Unangenehme Gefühle. Jeder kennt sie. Doch wer weiß sie auch zu schätzen? Angesagt ist positives Denken. Die Dauernd-fröhlich-Stimmung. Nur nicht ärgern, nur nicht kränken. Ist ja ungesund, sagen uns die Fitnessexperten ständig. Ist doch viel gesünder, glücklich zu sein. Wer lachen kann, hat schon gewonnen. Was aber, wenn es nichts mehr zu lachen gibt? Wenn nur noch die Tränen, der Hass, der Ekel übrig bleiben? Das sind dann die Verlierer der Vergnügungsgesellschaft, von denen allerdings wiederum die Ärzte und Therapeuten profitieren dürfen. Hat ja doch alles sein Gutes. Oder? Wer wagt es heute noch zu sagen: Ja, ich bin traurig. Ich kränke mich. Ich empfinde Ekel. Ich leide – und daran finde ich nichts Gutes, Schönes und irgendwie Vermarktbares. Trauen Sie sich noch? Haben Sie noch Mut – auch zur Schwäche, zur Hilflosigkeit, zur Ohnmacht? Können Sie es noch – durch Leid hindurchgehen? Oder müssen wir uns nicht alle darüber hinwegschwindeln, irgendwie durchtauchen, so tun, als wäre nichts gewesen?

Ruhig mal weinen. Weinen? Das ist doch unschicklich. Tränen machen schließlich nicht schön. Oder doch … wenn damit nämlich ein Stück Leid wieder herauskann. Wenn dadurch die Türen der Seele geöffnet werden und der Mensch ein Ventil für sein Leid findet. Wenn Anspannung der Entspannung weichen kann. Tränen machen schön – weil sie gut tun. Weil bewusst angenommenes Leid und bewusst durchlebte Traurigkeit nachhaltig wieder Leben und Zukunft schaffen.

Wer verdrängt, wird seinen Kummer nie los. Denn er ist ja immer noch da – unterschwellig, im Verborgenen, abgeschlossen, verdunkelt, isoliert. Aber existent. Wer jedoch beginnt – und sei es „nur“ im Gebet, ganz allein mit Gott –, sich zum ersten Mal seit langem vielleicht seinen Frust, seinen Zorn, all die angestaute Enttäuschung und Verletzung von der Seele zu schreien und zu weinen, darf nach langer Zeit wieder einmal aufatmen …

Man ist nie allein. Das Problem an der Leidbewältigung ist oft die subjektiv erlebte Einsamkeit. Niemand da, der zuhören will. Keiner hat Zeit, um da zu sein. Und wer will so geduldig sein, um einen langen Trauerprozess zu begleiten? Wer hat genug Kapazität und Kompetenz, um bittere Gefühle zu bergen und anzuschauen? Also, bleibe ich übrig – außer ich hole mir vernünftigerweise fachliche Hilfe. Und doch: Es stimmt nicht. Ganz allein bin ich nie. An keinem Ort der Welt, in keiner Lebenslage. Denn Gott, der Gott der Bibel, hat nicht nur alle Zeit der Welt für mich, sondern ein liebevolles, geduldiges, behutsames Interesse an mir, an meinem Leid und meinem Wohlergehen. Wenn Sie so wollen: Steigen Sie ein ins G-Netz. Gebete sind nämlich gebührenfrei. Und tauchen Sie ein in den Freiraum, wo alles gesagt, bejammert, geklagt, geschrieen, geweint oder verschwiegen werden darf …

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