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Verfasser: Renate Lammy
Erschienen in:Top Life Magazin 4 / 2008

Was Kinder zum Start ins Leben brauchen

Es gibt kaum ein schöneres Bild für Harmonie, als eine glückliche Mutter, an die die sich liebevoll ihr Baby kuschelt und dabei über das ganze Gesicht strahlt. Was kann man tun, damit dieses Glück erhalten bleibt?

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Meine Freundin Eva und ihr Mann Ernst machten sich bereits während der Schwangerschaft viele Gedanken über die Erziehung ihres ungeborenen Babys. Sie kämpften sich tapfer durch die Flut von Erziehungsratgebern. Eva fragte sich, ob ihre Angst vor der Geburt ihrem Baby schaden könnte? Ernst wusste Rat und legte für Mutter und Kind eine CD mit ausgesuchter Musik ein. Von ihrer beruhigenden Wirkung auf Babys im Mutterleib hatte er erst kürzlich in einem Bericht gelesen. Die Forschung hatte ja in den letzten Jahren rund um Schwangerschaft und Säuglingszeit einen großen Schritt nach vorne gemacht.

Wie die meisten jungen Eltern wollten Eva und Ernst ihrem Kind zum bestmöglichen Start ins Leben verhelfen. Sie waren motiviert, alles richtig zu machen. Sie suchten bereits vor der Geburt einen Platz in der Krabbelstube mit dem am besten geschulten Personal. Auch beim Spielzeugangebot hatte das junge Paar die Wahl der Qual. Welches pädagogisch wertvolle Spielzeug würde ihr Kind am effizientesten fördern? Und dies war erst der Anfang, denn das Baby war ja noch nicht einmal geboren.

Das Geschäft mit den Kleinen

Für die Wirtschaft ist das Kind bereits ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Die Angebote reichen von Kindermode, Kindernahrung, Kinderspielen, Kinderurlauben, Kinderbüchern, spezieller Musik für Kinder bis hin zu Terminen für Dreijährige mit ihrem Bankberater.

Vor ca. 150 Jahren mussten Kinder in traditionellen Gesellschaften schon von klein auf in der Küche mithelfen, auf die jüngeren Geschwister aufpassen oder bei der Feldarbeit mitarbeiten. Sie hatten denselben Stand wie ein Knecht oder eine Magd, waren Eigentum des Besitzers. Für die in Europa geborenen Kinder hat sich seither sehr viel zum Positiven verändert. Die Erwachsenen (Eltern) haben die Pflicht, ihren Kindern eine angemessene Schulbildung zu ermöglichen, und sie tragen die Verantwortung dafür, die Entfaltung der Persönlichkeit ihrer Kinder zu fördern.

Druckvolle Zeiten

Ein lieber Freund fragte mich einmal: "Sag, wie ist es möglich, dass aus so lieben Kindern später so komische Erwachsene werden?" Eine sehr provokante Frage. Was meinen Sie?

Um ja alles richtig zu machen, bringen berufstätige Mütter und Väter ihre Kinder in der spärlichen Freizeit (den sogenannten Randzeiten) zum Säuglingsschwimmen. Sie hetzen vom Bastelkurs zum Englisch Kurs für 4jährige oder zum Klavierspielen, um dann voller Stolz von den Fortschritten ihrer Wunderkinder berichten zu können. "Wir gehen schon aufs Topferl, kann Ihrer schon reden?“ "Meine Hanni sagt schon ,Mama, Papa und Auto'". 1 Den gesellschaftlichen Druck unserer Leistungsgesellschaft verspüren nicht nur die stressgeplagten Eltern, sondern auch die Kinder am eigenen Leib.

Mütter (vor allem Alleinerzieherinnen) schildern mir in Beratungsgesprächen immer wieder, dass sie an Sprechtagen mit dem Lehrpersonal oder im Freundeskreis das Gefühl vermittelt bekommen, es nie richtig zu machen. Entweder werden sie als überbehütend abgestempelt, weil sie "hauptberuflich" Mutter sind, oder sie sehen sich mit dem Vorwurf der Vernachlässigung konfrontiert, wenn sie einem Beruf nachgehen.

Geborgenheit

Meine Freundin Eva und ihr Mann Ernst haben sich für ein Kind entschlossen. Sie werden viel Zeit, materielle Grundlagen, Energie und sehr viel Liebe für ihre Tochter Lisa bereitstellen, vielleicht werden sie auch auf einiges verzichten müssen. Dieser Entschluss, sich auf ein Leben mit einem Kind einzulassen, verdient Anerkennung und Unterstützung.

Vorige Woche war es dann so weit. Eva und Ernst konnten ihre Tochter Lisa im Arm halten. Sie forschten jetzt nicht mehr in Büchern, sondern beobachteten ihre kleine Tochter ganz genau. Sie streichelten sie, redeten mit ihr und lernten immer mehr an ihrer Körpersprache, ihre Bedürfnisse zu erkennen und zu befriedigen. So nimmt Lisa wahr: Ich werde geliebt und angenommen. Mit dieser elterlichen Kompetenz werden sie ihr Kind optimal versorgen und sich selbst dabei wohl fühlen.

Ideale Bedingungen

Väter und Mütter sind für die Entwicklung der Kinder enorm wichtig. Fehlender Zuspruch und fehlende Wertschätzung in ihrer Elternrolle geben Müttern und Vätern das Gefühl der Hilflosigkeit. Ein intaktes soziales Umfeld von Freunden und Bekannten, regelmäßige Treffen in diversen Mütter/Väter-Runden empfinden die Eltern als große Unterstützung und Entlastung. Durch den Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern bekommen sie Rückmeldung über ihr Tun oder sie lernen neue Vorgehensweisen kennen. Eva und Ernst wurden zum Beispiel noch zwei Wochen nach der Geburt von einer ambulanten Hebamme betreut, dann bekamen sie Unterstützung von den beiden frischgebackenen Omas.

Kinder brauchen für einen optimalen Start ins Leben Mütter und Väter, die sich ihrer elterlichen Kompetenzen und Fähigkeiten bewusst sind, aber auch Eltern, die es ihren Kindern gestatten, Kind sein zu dürfen; dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass aus den lieben Kindern eines Tages auch glückliche Eltern werden.

1 "Notizen eines Vaters", Dr. Gottfried Hofmann-Wellenhof schildert humorvoll was es heißt, Vater von 5 Söhnen und 3 Töchtern zu sein.

2 "Glückliche Eltern – glückliche Kinder", Christine Kügerl (2004)

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