| Verfasser: | Mag. Claudia Flieder |
| Erschienen in: | Top Life Aktuell 1003 |
Streithähne und Turteltauben
Eine direkte Frage vorweg: Was von beidem sind SIE – der friedliebende Typ oder eher ein streitsüchtiger Geselle? Und wie gut können SIE mit Konflikten umgehen? Willkommen bei unserem Thema!
Konflikte. Ein Reizwort. Allein der Gedanke daran lässt manchem die Grausbirnen aufsteigen. Konflikt - das heißt doch: ein böses Wort gibt das andere. Da kommt es zu Verletzungen, man teilt aus, lässt sich nichts gefallen, die schöne Harmonie ist gestört. Bloß keinen Konflikt. Was aber, wenn er sich nicht vermeiden lässt? Wenn mein Partner und ich Konflikte miteinander haben? Wenn es immer wieder zu Reibungen kommt, wenn Sand im Getriebe ist und unser Beziehungswagen feststeckt? Der Konflikt ist da - aber wie gehen wir damit um? Welche Strategie wählen Sie, um Konflikte zu überwinden? Sind Sie eher der "Schneckenhaus-Typ"? Also derjenige, der sich dann - vielleicht schmollend - zurückzieht, beharrlich schweigt, die Sache aussitzen möchte und einfach abwartet? Oder vielleicht sogar resigniert hat und nicht mehr all zu viele Hoffnungen in die Beziehungen setzt? Oder sind Sie eher der "Flüchtling" - also jener, der den Konflikt und damit auch den Partner ad acta legen möchte und sich nach was "Besserem" umsieht? So nach dem Motto: In einer neuen Beziehung wird alles viel besser werden, schöner, lustiger - und friedlicher. Mit dem neuen Partner werde ich ganz sicher nicht so viele Konflikte austragen wie mit dem alten. Tja, ein schöner Traum, der nur eines außer Acht lässt: Wir selbst tragen in jede Beziehung unser eigenes Konfliktpotential mit hinein - ob wir mit Konflikten umgehen können oder nicht.
Konflikte - wie gehen wir damit um? Das Schlüsselwort zur positiven Bewältigung von Konflikten lautet: "Auf die Einstellung kommt es an!" Die innere Einstellung entscheidet darüber, ob es überhaupt zu einem Konflikt kommt, der in einen Streit mündet - oder ob wir beide eine Lösung finden. Warum streiten sich Menschen? Doch oft wegen ihrer Sturheit. Jeder denkt sich: "Ich habe Recht. Und wenn du es nicht so machst, wie ich es will, dann wirst du es bereuen." Das ist die Einstellung eines Streithahns. Der Konfliktlöser hingegen denkt - und sagt: "Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden, mit der wir beide gut leben können. Lass uns gemeinsam darüber nachdenken." Partner mit dieser Einstellung suchen nach einer Lösung, von der beide profitieren und bei der das Gemeinsame bewahrt bleibt. Der Knackpunkt dabei ist der - Respekt. Gary Chapman, international angesehener Eheberater und Bestsellerautor, meint dazu: "Um eine Lösung zu finden, bei der beide Seiten gewinnen, müssen Sie erst einmal davon überzeugt sein, dass es eine solche Lösung überhaupt gibt und Sie und Ihr Partner diese auch finden können. Dieser Prozess fängt an, wenn Sie erkennen, dass Sie mit einem Menschen zusammen sind, der als Ebenbild Gottes geschaffen und daher sehr wertvoll ist. Dann begegnen Sie Ihrem Partner mit Respekt. Wenn sie sich gegenseitig respektieren, sind beide Partner viel eher dazu bereit, einen Konflikt zu lösen, anstatt sich mit dem anderen ein heftiges Wortgefecht zu liefern."
Mein Partner und ich - wir sind wertvolle Geschöpfe Gottes. Wenn mir das bewusst wird, werde ich auch anders an Konflikte herangehen. Dann ist mir nicht mehr das Wichtigste, nur meinen Kopf durchzusetzen - sondern Lösungen zu finden, von denen BEIDE Nutzen ziehen. Wer die Liebe über den Konflikt stellt und sich dazu noch "Kraft von oben" holt, den "längeren Atem", wie es in einem Lied heißt, der erlebt: Konfliktlösung gelingt. Probieren Sie es aus!
Diese Artikel werden Sie auch interessieren
01.03.2004 | Konflikte in einer Ehe sind wohl kaum zu vermeiden. Doch wie können wir damit umgehen, um die Beziehung nicht zu verwunden, sondern sie sogar zu vertiefen? 7 Ratschläge um gestärkt aus einer Auseinandersetzung hervorzugehen.
20.07.2004 | Über Rache, Vergebung und Versöhnung.
Erschienen in: Top Life Magazin 1 / 2004
