TopLife | online
  

Verfasser:Mag. Claudia Flieder
Erschienen in:Top Life Aktuell 1202

Zeit und Ewigkeit - was uns wirklich glücklich macht

"Sparpaket", "Den Gürtel enger schnallen", "Pensionsreform" – solche und ähnliche Schlagwörter begegnen uns derzeit fast täglich in den Medien und lassen uns Schlimmes für die Zukunft befürchten. Wird es uns weiterhin so gut gehen wie bisher? Oder werden wir uns auf schlechtere Zeiten einstellen müssen?

Die Flucht nach vorne scheint vorprogrammiert. Wenn wir schon keine Antworten auf unsere Zukunftsfragen haben, dann wollen wir es uns wenigstens in der Gegenwart gut gehen lassen. "Carpe diem" - dieser lateinische Ausspruch, der so viel bedeutet wie "Ergreife den Tag" - scheint zum Leitwort unserer Generation geworden zu sein. Was bedeutet nun dieser Ausspruch?

Das Carpe diem-Prinzip

Menschen, die danach leben, sind ganz auf die Gegenwart konzentriert. Sie - oder besser gesagt wir - versuchen, aus allem den größtmöglichen Nutzen zu ziehen. Nicht nur aus allem, sondern auch aus jedem. Menschen, die uns begegnen, werden danach abgetastet, ob sie uns Vorteile oder Nachteile bringen. Das ist auch ganz logisch, denn wer nur das Heute kennt, muss zwangsläufig gewinnorientiert leben, sonst bleibt ihm/ihr am Ende gar nichts. Daraus folgt, dass das Carpe diem-Prinzip zu einem egoistischen, auf sich selbst ausgerichteten Lebensstil führt. Was mir Nutzen bringt, das ist gut - was mir Nachteile verschafft, wird kategorisch abgelehnt und verworfen.

An dieser Stelle ein Beispiel zur Verdeutlichung des genannten Prinzips. In jedem von uns steckt der tiefe Wunsch nach Annahme und Wertschätzung. Angenommen zu sein, bedeutet ein Stück Heimat in einer kalten und feindlichen Welt. An und für sich ein verständlicher Wunsch, eine Sehnsucht, die uns nicht negativ erscheint. Wenn nun der Wunsch nach Annahme zum alles beherrschenden Handlungsmotor wird, dann kann es sein, dass ich bewusst oder unbewusst die Grenzen anderer missachte. Ich hole mir Annahme und frage nicht danach, was mein Gegenüber gerade bewegt und was es braucht. Ich erschleiche mir Freundschaften, spiele den anderen etwas vor und täusche vielleicht sogar Personen, die mir sehr nahe stehen - und dies alles, um mein Ziel der Annahme oder Wertschätzung zu erreichen.

Gewiss, das ist starker „Tobak“. Wer will denn schon sich und seine Motive so ehrlich hinterfragen? Und dennoch: Uns alle bewegt etwas, jeder hat so seine Beweggründe und Ziele, die er/sie auch über den Umweg über andere Menschen durchzusetzen versucht. Kurz gefasst: Ich werde zum Maßstab aller Entscheidungen und Lebensentwürfe.

Zeitgeistiges

Nun, was ist daran so kritikwürdig? Funktioniert nicht unsere ganze Gesellschaft nach diesem Prinzip? Sind nicht Werbung und Konsumindustrie auf dieser Maxime aufgebaut? Das alleine ist freilich noch kein Grund, zu allem Ja zu sagen, was dem Zeitgeist entspricht. Denn schließlich bewirkt dieses Prinzip des ungebremsten egozentrischen Handelns auch leidvolle Erscheinungen. Was ist mit jenen Menschen, die aus persönlicher Sensibilität darauf verzichten, sich permanent nur mit der Befriedigung eigener Ansprüche zu beschäftigen? Mit jenen, die gar nicht mithalten können - wie den alten und schwachen Mitgliedern unserer Gesellschaft?

Was passiert mit unseren Kindern, die in einer Welt des kritiklos gelebten Lustprinzips aufwachsen und von uns, den Erwachsenen und Vorbildern, lernen, dass alles und jedes dem persönlichen Nutzen dient? Brauchen wir uns da überhaupt noch über die soziale Kälte zu wundern, die sich in unserer Gesellschaft ausbreitet? Sie ist "hausgemacht" - wir alle haben durch unseren selbstsüchtigen Lebensstil dazu beigetragen!

Der ewige Kreislauf

Doch auch persönlich bringt das Carpe diem-Prinzip manche Nachteile mit sich. Denn was bleibt mir, wenn ich meine Ziele erreicht habe, auch auf Kosten anderer? Die tiefe innere Leere macht sich wieder bemerkbar und ich muss mir - ähnlich wie bei einer Sucht - sofort Ersatzhandlungen und neue Ziele suchen. Die Gier nach dem "immer mehr" lässt mich nicht los, wenn ich im Prinzip des egozentrischen Lustprinzips gefangen bin. Der Hunger wird nie gestillt, der Durst wird nie gelöscht, denn ich entdecke in mir ständig neue Bedürfnisse und Wünsche. Der Kreislauf des Suchens und Findens geht von neuem los - gleichwie ein Hamster in seinem Rad ständig rennt. Was bleibt am Schluss? Ausgebrannte Menschen, die alles an sich gerafft haben, doch nie wirklich zufrieden und glücklich geworden sind. Ein tragisches Spiel, das scheinbar so harmlos begonnen hat. Ein ewiger Kreislauf?

Stichwort „ewig“. Wie schon erwähnt, sind Menschen, die nach dem Carpe diem-Prinzip leben, ganz auf die Gegenwart fixiert. Das Gestern zählt nicht mehr, das Morgen hat noch keine Bedeutung. Hier und jetzt muss meine Sehnsucht erfüllt werden, hier und jetzt muss ich an mich raffen und mich um mich selbst drehen, mir Vorteile verschaffen und Nachteile vermeiden. Was aber, wenn wir unsere Ziele austauschen würden? Wenn die oberste Maxime unseres Handelns nicht „Vorteil“ und „Gewinn“ hieße würde, sondern … "GOTT"!?

Auf dem Weg zum wahren Glück

Stellen Sie sich vor, es gäbe jemanden, dem Sie am Herzen lägen, dem Ihr Wohlergehen wichtig wäre, ja, der für Sie in allen Belangen sorgen würde. Sie müssten sich nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen, wie und wann Sie an Ihr Ziel gelangen würden, sondern Sie könnten loslassen – endlich loslassen und wirklich Sie selbst sein. Das wäre eine unglaublich wohltuende Befreiung, nicht wahr? Sie könnten aufatmen und sich zum ersten Mal so richtig entspannen. Die ewige Jagd nach dem Glück, nach der Befriedigung der Bedürfnisse wäre nun zu Ende. Ja, ich müsste mich nicht mehr um mich selbst drehen, ich könnte auf einmal andere wahrnehmen und meinem Gegenüber in Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit begegnen - weil er/sie ja nicht mehr verwendet werden muss, damit es mir möglichst gut geht. Wir könnten sein, einfach sein, ohne Maskerade, ohne etwas vorspiegeln und vortäuschen zu müssen. Unser Leben hätte nun ein anderes Ziel, eine andere Blickrichtung: Es ist der Ewige, Gott selbst, mein Schöpfer, der Ursprung meines Seins. Damit würde auch mein Gegenwartsstress aufhören, denn Gott ist an keine Zeit gebunden, er steht als Einziger über der Zeit. Mein Gestern, mein Heute, mein Morgen - alles ist ihm vertraut, alles liegt in seiner Hand. Nun kann ich aufschauen zu dem, der von der Ewigkeit her kommt und der mich über den Augenblick hinausschauen lässt. Diese Vertrautheit mit dem Schöpfer ist es, die mich von mir und meinem Egoismus befreit. Ich muss nicht mehr ständig an mich selbst denken, weil das ein anderer tut. Ich muss nicht Menschen und Dinge benutzen, um meinen Vorteil zu sichern – Gott sorgt für mich, und das ist genug. Mein Leben hat nun ein anderes, ein befreiendes Ziel: Gott. Von dieser Vertrautheit spricht David im Psalm 139: "HERR, du hast mich erforscht und erkannt. Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, du verstehst mein Trachten von fern. Mein Wandeln und Liegen – du prüfst es. Mit allen meinen Wegen bist du vertraut." (Psalm 139,1-3 EB).

Eine unangenehme Vorstellung - von Gott erkannt zu sein? Nein, in den Worten Davids schwingt so viel Ruhe und Vertrauen mit, dass wir verstehen können: Es ist gut, dass Gott uns kennt. Es schenkt uns die Möglichkeit, loszulassen und einfach zu sein, ohne etwas vorspiegelen zu müssen. Gott kann ich nicht täuschen, und das ist gut so. Er kennt mich, er weiß, was mich in meinem Herzen bewegt, er weiß, wonach ich mich sehne und was ich mir für mein Leben wünsche, und er lädt mich ein, ihm dies alles zu übergeben. Der Apostel Petrus drückt das wie folgt aus: "Demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit, indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft! Denn er ist besorgt für euch." (1.Petrus 5,6.7 EB)

In diesen Versen kommen gleich zwei Aspekte zum Ausdruck, die in krassem Gegensatz zum Carpe diem-Prinzip stehen: Der Mensch soll sich nicht selbst erhöhen und zum König aller Dinge machen, sondern Gott dem Platz geben, der ihm gebührt. Und wie geschieht das? Indem er alle seine Anliegen und Sorgen, das, was ihn umtreibt, dem Allmächtigen anvertraut. Gott ist besorgt um uns, er sorgt für Sie und mich - diese Gewissheit macht uns frei und endlich wirklich glücklich …!

Diese Artikel werden Sie auch interessieren

Angstfrei leben
23.03.2011 | Ängste - sie begleiten uns von der Kindheit an. Können Sie sich noch an die Angst vor dem Krokodil unter dem Bett erinnern? Vor dem Versagen in der Schule, vor der finsteren Nacht, vor dem Verlassenwerden oder dem Ausgeschlossensein aus einer Clique? Schon vergessen – oder sind Ängste auch heute noch in Ihrem Leben gegenwärtig?
Erschienen in: Top Life Aktuell 1102
Wunderbare Welt
21.09.2011 | Haben Sie Ihren Urlaub schon genossen und die Ferienzeit gut verbracht? Vielleicht konnten Sie sich bei einem Badeurlaub am Meer erholen, haben sich im kühlen Nass erfrischt und den Sand zwischen den Zehen gespürt. Oder aber Sie haben beim Wandern die klare Waldluft genossen und majestätische Berggipfel betrachtet. Wie auch immer – die Wunder der Natur schenken uns (nicht nur) im Urlaub beeindruckende Augenblicke und Zeiten der Erquickung. Unsere Welt ist einerseits ein Ort atemberaubender Schönheit und andererseits ein bedrohtes Universum, zerbrechlich und von uns Menschen schon stark in Mitleidenschaft gezogen. Für uns umso mehr ein Grund, diesem unseren Planeten Erde einen Artikel zu widmen und gemeinsam mit Ihnen zu bedenken, wie viel uns mit unserer Welt eigentlich geschenkt worden ist.
Erschienen in: Top Life Aktuell 1104

 

Top Life Aktuell
Ausgabe 3 / 2018
Alle Ausgaben im Archiv
Top Life Spezial
Schöpfung oder Evolution?
Alle Ausgaben im Archiv
Ellen G. White: "Der rettende Weg"

Wie finde ich den Weg zu einem neuen Anfang? Wie bleibe ich auf diesem Weg? Treffend und anschaulich wird der Leser ... [mehr]

CD Tipp
Von Sehnsüchten - Pierre Intering
12 gefühlvolle Gitarrenarrangements von Hawaiin- und Gospelsongs. Das beiliegende 8-seitige Booklet enthält einige Gedanken zur Musik und speziell zu den Liedern.Wer bisher Gitarren-instrumentalmusik nicht kannte oder nichts damit anfangen konnte, wird sie hier auf angenehme Weise neu entdecken. Zum Teil werden die Lieder von div. Instru-menten harmonisch begleitet.

Hörbeispiele unter: www.gitarrenklang.com

Bestellung:
www.toplife-center.com