| Verfasser: | Mag. Claudia Flieder |
| Erschienen in: | Top Life Aktuell 1404 |
Worte über Worte
Hören Sie noch gute Worte? In unserer Welt ist es ja nicht gerade still. Doch die Frage bleibt: Wie viele Worte, welche Worte erreichen uns denn noch?
Einerseits sind wir gut vernetzt und technisch hochgerüstet - andererseits bemerken Soziologen und Wissenschaftler, dass sich heute zunehmend das Phänomen der modernen Isolation breitmacht. Mit anderen Worten: Wir haben unzählige Freunde in Facebook und Co - und keinen einzigen mehr im echten Leben. Einsamkeit ist die Folge.
Wir sitzen vor dem Bildschirm, klicken uns durch die Welt - und sind doch allein. Ein Teufelskreis, denn je weniger positive Erlebnisse ich mit anderen Menschen habe, desto mehr flüchte ich in die Welt meiner online-Kontakte - hier ist die Welt noch heil, hier bin ich Teil einer großen weltweiten Gemeinschaft. Der Unterschied? Das Lächeln eines Menschen, sein Händedruck, die gesprochenen Worte, die Mimik und Gestik und die ganz persönliche Nähe sind durch nichts zu ersetzen.
Wir brauchen sie, diese Nähe - das hat auch Captain McDaniel erlebt, als er in Isolationshaft ins berüchtigte "Hanoi Hilton" musste. Captain McDaniel klopfte an die Wand seiner Zelle. Er bediente sich dabei des speziellen Lagercodes, den ihm andere Gefangene beim kurzen Gang in den Waschraum schnell zugeflüstert hatten. Dies war der einzige Moment des Tages, an dem McDaniel andere Menschen zu Gesicht bekam. Die Isolationshaft galt als die schwerste Strafe im Kriegsgefangenenlager. Einsam in der Dunkelheit der kleinen Zelle gefangen, isoliert vom Rest der Welt - wer würde da nicht verrückt werden und aufgeben? McDaniel erlebte mit, wie 50 gut ausgebildete, gesunde junge Männer in die Isolationshaft geschickt wurden. Von keinem hörte man jemals wieder etwas. Sie waren zugrunde gegangen - an Einsamkeit. McDaniel überlebte - dank des Lagercodes, mittels dessen er mit den anderen Gefangenen sprechen konnte, wenn auch nur durch Klopfen an der Wand. Aber er wusste, er war nicht allein. Miteinander reden - eine Voraussetzung für ein gesundes, normales Leben. Wo Menschen das nicht mehr tun, sterben die sozialen Kontakte, friert das Leben ein und der Mensch verkümmert. Dies zeigten auch grausame Versuche an neugeborenen Babys im 18. Jahrhundert. Die Kleinen bekamen alles, was sie brauchten - aber niemand sprach mit ihnen. Den Hebammen war jede Art von verbaler Zuwendung untersagt. Wissen Sie, wie viele dieser Kinder infolgedessen starben? Alle. Die Einsamkeit führte zum Tod, trotz ausreichender Ernährung und Pflege.
Wie steht es mit uns heute? Können wir noch reden? Pflegen wir die gute Gemeinschaft? Was unternehmen Sie dafür? Oder sind Sie schon gefangen - in Einsamkeit? Es gibt jemanden, der auf Sie wartet. Der gerne mit Ihnen reden würde. Vergessen Sie nicht: Es ist immer einer da, der auf Ihren "Anruf" antwortet. Gebete sind gebührenfrei. Gott ist immer online. Und er liebt ehrliche Worte – Worte, die aus dem Herzen kommen. Auch wenn es vielleicht schon lange her ist, dass Sie das letzte Kindergebet gesprochen haben – haben Sie Mut, reden Sie wieder mit Ihrem Gott - er hat Zeit für Sie und interessiert sich für Sie und Ihre Anliegen!
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