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Verfasser:Mag. Esther Neumann
Erschienen in:Top Life Magazin 4 / 2008

Eisen – Gratwanderung zwischen Mangel und Überladung

Weltweit gesehen leiden zwischen ein und zwei Milliarden Menschen sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern an Eisenmangel. Es ist der am häufigsten beobachtete Mangelzustand.

© Henrik5000, Fotolia.com
Und doch ist die Aufnahme von zusätzlichem Eisen kritisch zu betrachten, denn auch ein Eisenüberschuss schafft Probleme. Der gesunde Körper schützt sich lange Zeit vor einer Überladung der Gewebe mit Eisen durch verschiedenste Mechanismen. Aber leider funktioniert dieser Mechanismus bei vielen Menschen nicht. Sie leiden an einer Hämochromatose, der Eisenspeicherkrankheit.

Eisen im Organismus Die wichtigste Aufgabe von Eisen ist die Bindung von Sauerstoff an das Hämoglobin in den roten Blutkörperchen. So wird der Sauerstoff von den Lungenbläschen mit dem Blut zu den Körperzellen transportiert. Auf dem Rückweg nimmt das rote Blutkörperchen das in den Zellen gebildete Kohlendioxid mit in die Lunge, von wo es mit der Atemluft ausgeschieden wird.

Eisen hat aber noch viele andere Aufgaben. Es hilft dem Immunsystem im Kampf gegen Krankheitserreger. Experimente haben gezeigt, dass sowohl ein Eisenmangel als auch ein Überschuss die Fresszellen des Körpers in ihrer Aufgabe behindert, bakterielle Erreger unschädlich zu machen.

Eisen ist auch Bestandteil vieler Enzyme, die wiederum verschiedenste Aufgaben erfüllen. Sie helfen bei der Abwehr von freien Radikalen, sie übertragen Elektronen bei der Energiegewinnung, helfen mit bei der Produktion von Gallensäure und Hormonen.

Der Gesamteisenbestand eines 75kg schweren Mannes beträgt etwa 4g, einer 55kg schweren Frau etwa 2,1g. Dabei sind etwas mehr als zwei Drittel davon an das Hämoglobin gebunden. Ungefähr ein Viertel finden wir im Ferritin, dem Eisenspeicher, und einen kleinen Rest im Myoglobin, dem roten Muskelfarbstoff. Gespeichert wird das Eisen in der Leber, der Milz, dem Knochenmark und der Darmschleimhaut. Die Eisenmenge im Blutplasma beträgt etwa 3 – 4mg und unterliegt tageszeitlichen Schwankungen.

Bedarf

Der Eisenbedarf des Organismus ist sehr gering. Der Körper geht sehr sparsam mit seinen Eisenvorräten um. Eisen kann nur schwer ausgeschieden werden und zwar über Darm, Urin, Galle und Schweiß. Größere Mengen gehen nur bei Blutungen verloren. Darum braucht die Frau bis zur Menopause mehr Eisen als der Mann. Auch Schwangere, Stillende und Kinder im Wachstum haben einen höheren Bedarf. Kinder brauchen etwa 8mg Eisen pro Tag, jugendliche Männer 12mg, weibliche Jugendliche und Frauen bis zur Menopause 15mg, danach etwa 10mg wie auch die Männer.

Eisenhaltige Nahrungsmittel

Zur Eisenversorgung tragen vor allem Fleisch, Getreideprodukte und Blattgemüse bei. Eisen aus dem Fleisch wird zwar vom Körper leichter aufgenommen als das Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln, da in der Pflanze das Eisen meistens in schwer löslichen Verbindungen vorkommt. Aber die gleichzeitige Anwesenheit von Vitamin C hilft diesem Mangel ab. In Versuchen konnte gezeigt werden, dass Vitamin C die Aufnahme von Eisen aus der Pflanze bis zum Siebenfachen erhöhen kann. Darum können auch Vegetarier genügend Eisen aufnehmen. Sie haben meist einen höheren Konsum an Vitamin C als Fleischesser. Eine Mehrzufuhr von Vitamin C wirkt sich besser auf die Eisenaufnahme aus als eine zusätzliche Zufuhr von Eisen, sei es über die Ernährung oder über Eisenpräparate. Pflanzliche Lebensmittel mit hohem Eisengehalt sind Nüsse, Getreide, Hirse, Brennnesseln, Blattgemüse, Rosinen.

Eisenmangel

Zu einem Mangel kommt es, wenn einerseits die Zufuhr über die Ernährung zu gering ist, die Aufnahme gestört wird, ein gesteigerter Bedarf vorliegt oder es über Blutungen zu Eisenverlusten kommt. Weltweit gesehen ist Eisenmangel der am weitesten verbreitete Nährstoffmangel. Er wird verursacht durch einseitige Ernährung bei Armut oder Meiden bestimmter Speisen. Aber auch andere Nahrungsinhaltsstoffe können die Eisenaufnahme behindern. Besonders weitverbreitet ist der Eisenmangel in Gegenden, wo viel Schwarztee getrunken wird, denn dieser enthält viel Tannin, einen Gerbstoff, der die Eisenaufnahme behindert. Auch Parasiten im Verdauungstrakt führen zu Mangelerscheinungen, da durch sie viel Blut verloren geht.

Ein Mangel kann auch durch bestimmte Krankheiten wie etwa Rheuma, Krebs, Hormonstörungen, Infektionen oder durch Medikamente wie Antibiotika oder Schmerzmittel hervorgerufen werden.

Symptome für Eisenmangel sind Müdigkeit, Nachlassen der Leistungsfähigkeit, Wetterfühligkeit, Rillen in den Fingernägeln, Risse in den Mundwinkeln, trockene Haut, Atemnot, Herzklopfen bei Anstrengungen.

Das Kranheitsbild ist die hypochrome, mikrocytäre Anämie. Hervorgerufen durch Eisen- und damit auch Hämoglobinmangel kommt es zu einem Mangel an roten Blutkörperchen. Dadurch wiederum kann weniger Sauerstoff transportiert werden. Es kommt zur Beeinträchtigung des ganzen sauerstoffabhängigen Stoffwechsels. Personen, die unter Eisenmangel leiden, sollten als Erstes den Grund herausfinden. Liegt es an der mangelnden Zufuhr oder Aufnahme? Auch müssen chronische Blutverluste ausgeschieden werden. Das geschieht mit Tests auf verstecktes Blut im Stuhl. Von eigenmächtigen Anwendungen eisenhaltiger Arzneimittel oder Präparate ist abzuraten. Sie sollten nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden. Sind nämlich die Eisenspeicher wieder gefüllt, kann eine weitere Eisenaufnahme gefährlich werden. Eine Überladung mit Eisen kann zu vielen negativen Auswirkungen führen, wie Gelenkschmerzen, Diabetes, Herzproblemen, Hormonstörungen, Impotenz, Leberzirrhose und Leberkrebs. Das Krankheitsbild dazu ist die Eisenspeicherkrankheit oder Hämochromatose.

Eisenüberladung

Die Hämochromatose ist in Europa eine der häufigsten Erbkrankheiten. Sie entsteht durch eine erhöhte Eisenaufnahme aus dem Darm ins Blut. Dadurch kommt es zu Ablagerungen in verschiedensten Organen und zu erheblichen Schäden. Der Gesamteisengehalt im Körper wird auf bis zu 80g gesteigert. Im Labor kann das durch eine stark überhöhte Transferrinsättigung nachgewiesen werden. Ohne Therapie führt die Erkrankung zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität und Lebensdauer.

Männer erkranken viel häufiger als Frauen. Die Krankheit bricht meistens zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr aus; bei Frauen erst nach der Menopause, da sie ja vorher durch die Regelblutungen zu Eisenverlusten kommen. Damit sind wir auch schon bei der einzigen sinnvollen Behandlung: Es ist der Aderlass, mit dem Fachausdruck Phlebotomie. Dabei werden dem Patienten anfangs ein bis zwei Mal pro Woche etwa 500ml Blut abgenommen. Später verringern sich die Abnahmeintervalle. Bei jedem Aderlass können etwa 200mg Eisen entfernt werden. Als Blutspender kommen die Patienten leider nicht in Frage, da ihr Blut nicht den Normwerten entspricht. Eine eisenarme Diät führt nicht zum Erfolg. Allerdings wird geraten, sehr eisenreiche Lebensmittel wie Innereien, Austern und Muscheln zu meiden. Bei einer rechtzeitigen Diagnose und Therapie sind Lebensqualität und Lebensdauer nicht eingeschränkt. Findet keine Behandlung statt, kommt es bei etwa 70% zu einem Diabetes und bei vielen zur Leberzirrhose.

Zusammenfassung

Zur Vermeidung von Eisenmangel sollte auf den vermehrten Verzehr von Vitamin C-haltigen Obst- und Gemüsesorten geachtet werden. Dadurch kann das Eisen aus den Lebensmitteln besser aufgenommen werden. Eine zusätzliche Einnahme von Eisenpräparaten sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da die Grenze zur toxischen Dosis sehr leicht überschritten werden kann.

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