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Verfasser: Pierre Intering
Erschienen in:Top Life Aktuell 1203

Was ist Barmherzigkeit?

"Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen." Matthäus 5,7 Was ist überhaupt ein Barmherziger? Einer, der immer milde lächelt und alles über sich ergehen lässt? Ist das ein "Gutmensch", der seine Milde zur Schau stellt oder sich selbstlos aufopfert und dann doch, zumindest heimlich, viel Lob und Anerkennung erwartet?

Was ist überhaupt ein Barmherziger? Einer, der immer milde lächelt und alles über sich ergehen lässt? Ist das ein "Gutmensch", der seine Milde zur Schau stellt oder sich selbstlos aufopfert und dann doch, zumindest heimlich, viel Lob und Anerkennung erwartet?

Wie man an solch negative Rückschlüsse kommt, wenn man an Barmherzige denkt? Zugegeben, solche Gedanken sind nicht angenehm und sollten zu keiner grundsätzlichen negativen Denkweise anregen. Sie sind vielmehr als Kontrast zu der Person gedacht, die in der Barmherzigkeit ein vollkommenes Beispiel setzte: Jesus Christus. Er verdient auch in dieser Hinsicht unsere größte Aufmerksamkeit. Aber nicht so, wie es sich viele Künstler vorgestellt haben. Jesus erfuhr zwar große Aufmerksamkeit, aber ihn mit einem wandelnden Heiligenschein zu malen, damit er ja von keinem übersehen werden kann, verzerrt das Bild. Er war nicht eine Art Gottmensch, der sich immer lächelnd von den Massen huldigen ließ und dessen Bewegungen in inszenierten Auftritten von der halben Welt verfolgt wurden. Nein, das war der pompöse Stil damaliger Machthaber und gegenwärtig ist es jener der heutigen Stars. Ob es in der Musik, auf der politischen Bühne oder auf religiösem Gebiet ist - im grellen Scheinwerferlicht und unter den Superzoom-Kameras wird jedes Lächeln und jeder Ausdruck der Milde gewollt oder ungewollt zu einer schauspielerischen Leistung. Der barmherzige Akt wird zu einem berechnenden Getue.

Bei Jesus war alles anders. Da waren keine jubelnden Massen. Das mag zwar in kleinerem Rahmen zeitweise der Fall gewesen sein, aber Jesus entzog sich dieser Stimmung. Das entsprach zwar nicht den Erwartungen mancher seiner Anhänger, aber das kümmerte Jesus nicht. Sein Helfen und Heilen erfolgte ohne Berechnung. Eine kurze Geschichte

Jesus machte vieles in einfachen, kurzen Geschichten deutlich. Eine davon hebt in besonderer Weise die Barmherzigkeit hervor. Auch hier beginnt die Geschichte mit einem kritischen Teil:

"Ein Mann wanderte von Jerusalem nach Jericho. Unterwegs wurde er von Räubern überfallen. Sie schlugen ihn zusammen, raubten ihn aus und ließen ihn halb tot liegen. Dann machten sie sich davon. Zufällig kam bald darauf ein Priester vorbei. Er sah den Mann liegen und ging schnell auf der anderen Straßenseite weiter. Genauso verhielt sich ein Tempeldiener. Er sah zwar den verletzten Mann, aber er blieb nicht stehen, sondern machte einen großen Bogen um ihn. Dann kam einer der verachteten Samariter vorbei. Als er den Verletzten sah, hatte er Mitleid mit ihm. Er beugte sich zu ihm hinunter, behandelte seine Wunden mit Öl und Wein und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier und brachte ihn in den nächsten Gasthof, wo er den Kranken besser pflegen und versorgen konnte. Als er am nächsten Tag weiterreisen musste, gab er dem Wirt zwei Silberstücke und bat ihn: ,Pflege den Mann gesund! Sollte das Geld nicht reichen, werde ich dir den Rest auf meiner Rückreise bezahlen!'" Lukas 10.30-35 (Hfa)

Der Priester, von dem man es sich am meisten erwartet hätte, ging vorbei. Hier konnte keiner seine guten Taten sehen. Da war es eher unangenehm, es hätte Mühe gekostet und vielleicht war es auch nicht ungefährlich. Mit dem Tempeldiener war es nicht anders. Schließlich kam der gesellschaftlich geächtete Samariter. Er gehörte zu dem Volk, dessen Väter sich mit den Heiden vermischt hatten. Damit wollte man nichts zu tun haben. Dieser war aber barmherzig. Es war ihm gleichgültig, ob seine Tat gesehen wird und es Mühe, Zeit und Geld kostet. Es ging ihm um den Menschen, der Hilfe brauchte.

Jeder Glaube, jede Überzeugung, und sei sie noch so wichtig und wahr, verliert ihren Wert, wenn sie am Herzen vorbeigeht. Durch Erbarmen wird die Welt hell, warm und lebenswert. Kalter Formalismus stößt ab, trennt und tötet schließlich.

In guten Händen

Der Barmherzige weiß nicht nur um die Not des Anderen, sondern auch um seine eigene. Er steht nicht einfach über den Dingen, sondern ist sich seiner eigenen Schwachheit und Unvollkommenheit bewusst. Dies ist der Grund, warum er mit anderen mitfühlen kann und dort hilft, wo sich ihm die Gelegenheit bietet. Er macht auch keine große Sache daraus und fragt nicht, ob der andere die Hilfe überhaupt verdient. Der, der Hilfe braucht und sie annimmt, darf damit rechnen, in besten Händen zu sein.

Sicher kann man Barmherzigkeit ausnützen. Das kann man mit jeder guten Gabe. Sich deshalb zurücknehmen, wäre aber eine falsche Reaktion. Die biblischen Grundsätze schützen aber vor Missbrauch und helfen, Situationen zu beurteilen. Als die religiösen Führer eine Frau beim Ehebruch ertappten und sie zu Jesus brachten, damit dieser sie verurteile, zeigte Jesus Erbarmen und vergab ihr. Für die berechnenden Ankläger hatte Jesus aber kein barmherziges Wort. Dort wo auf Dauer keine Einsicht, sondern trotziger, beständiger Widerstand herrscht, würde Barmherzigkeit den Sinn verlieren. Es würde schließlich dahin führen, dass Böses belohnt und Gutes unterdrückt wird. Letztendlich ist es nur wieder Barmherzigkeit, wenn Gott richten wird - Barmherzigkeit gegenüber dem reuelosen Sünder, der nur weiter Schuld auf sich häufen würde, vor allem aber Barmherzigkeit an denen, die unter dem Unrecht leiden. In diesem Sinne hat auch die Barmherzigkeit verschiedene Ausdrucksformen und darf deshalb nicht auf sentimentale Empfindungen und Reaktionen beschränkt werden. Selig sind die Barmherzigen. Sie werden das erfahren, was sie selbst gegeben haben. Dieses Ernteprinzip lässt auf eine gute Frucht hoffen.

 

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