Verfasser: | Pierre Intering |
Erschienen in: | Top Life Aktuell 502 |
Mein Gott, warum ...?
Das bedeutendste "Mein Gott, warum ...?"
Bei der schrecklichen Tsunami-Katastrophe in Südost-Asien wurden immer wieder verzweifelte Fragen laut: "Mein Gott, warum ...?", "Warum konnte so etwas Schreckliches passieren?", "Warum lässt Gott so ein Unglück zu?" Dabei klingen diese Fragen mehr nach einem Vorwurf. Man erwartet nicht wirklich eine Antwort, mit der man zufrieden sein könnte.
Wenn sich das "Warum" auf die eigene Lage bezieht, dann gibt man sich nicht so schnell zufrieden. Man findet sich mit den Tatsachen nicht so schnell ab und grübelt, bohrt und zermartert sich den Kopf, bis man schließlich deprimiert und verbittert aufgibt. "Mein Gott, warum ...?"
Szenenwechsel
Der Frage "Warum?" begegnen wir auch in der Bibel. Jesus selbst stellte in der schwersten Stunde seines Lebens diese Frage, auf die er anscheinend keine Antwort erhielt.
Es waren die schwersten Stunden im Leben Jesu. Er erlebte nicht das Glück des Gartens Eden, sondern die Tragödie von Golgatha, die ihren Anfang auch in einem Garten nahm - in Gethsemane.
Verlassen von seinen Freunden war er dem beißenden Spott, der Verachtung und Gewalt seiner Feinde ausgesetzt. Schließlich trieb man ihn zu der traurig berühmten Anhöhe vor den Toren Jerusalems, wo man ihn an das Kreuz nagelte. Viele Autoren und Regisseure versuchten diese Szenen in Wort und Bild festzuhalten. Manche heben dabei die Brutalität der Römer und die körperlichen Qualen Jesu hervor - wie es Mel Gibson in seinem Film "Die Passion Christi" in schrecklichen Einzelheiten tat.
Es erschüttert, zu welcher Brutalität Menschen fähig sind. Derjenige, der bereit war, Kranke zu heilen und Elend zu lindern, wurde das Ziel einer unbeschreiblichen Wut - und er trug es mit Würde. Das macht uns betroffen und fassungslos. Im biblischen Bericht werden aber weniger die körperlichen Schmerzen als viel mehr die seelischen Grausamkeiten, aber auch das Mitgefühl Jesu für seine Feinde in den Mittelpunkt gestellt. So sehr sich die Feinde Jesu auch abmühten, nicht sie, sondern der von ihnen Verachtete stand noch immer im Mittelpunkt.
Das bedeutendste "Mein Gott, warum ...?"
Von zwölf Uhr Mittag bis 3 Uhr Nachmittag breitete sich eine unerklärliche Dunkelheit in Jerusalem aus - als ob sich die Schöpfung schämte, was man Jesus Christus angetan hatte. Wenige Augenblicke bevor Jesus am Kreuz sein Leben aushauchte, durchbrach ein Schrei die angespannte Stille: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"
Es ist die erschütterndste Frage, die jemals über menschliche Lippen kam. Der Sohn Gottes verliert in der Stunde seiner größten Not die Verbindung zu seinem himmlischen Vater. Jesus blieb ruhig, als er verspottet wurde. Er ertrug es still, als man ihn auspeitschte. Selbst als er grausam aufs Kreuz genagelt wurde, hörte man von ihm keine Klagen. Im Gegenteil, er vergab seinen Peinigern: "Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!" Lukas 23, 34 Erst als Jesus die Gegenwart seines Vaters nicht mehr spüren konnte, hörte man den verzweifelten Schrei: "Mein Gott, warum ..."
Mein Gott, ... und wir?
Wir leben auch heute (noch) nicht im Paradies. Jeder von uns kämpft mit seinen Lasten und vielleicht mit Umständen, die alles andere als angenehm sind. Trotz allem sollten wir einmal ganz bewusst unseren Blick von unseren Mühen hin auf Jesus Christus lenken. Sein "Mein Gott, warum ...?" verlangt auch nach unserer Aufmerksamkeit. Wir haben nämlich mit dem Tod Jesu mehr zu tun, als uns bewusst ist. Petrus schrieb in einem Brief an die junge Christengemeinde von der Bedeutung des Todes Jesu: "Er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt ... der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden." 1.Petrus 2, 22-24
Jesus Christus litt wegen unserer Schuld am Kreuz. Er hat sie "selbst hinaufgetragen an seinem Leibe". Das war der Grund, warum er diese Trennung von seinem Vater so schrecklich empfinden musste. Ostern erinnert uns deshalb nicht nur daran, was wir ihm, sondern auch daran, was er uns zu verdanken hatte - Sorge und Mühe bis hin zum Tod.
Die letzten Worte Jesu am Kreuz zeigen, dass der hohe Preis, den Jesus zahlen musste, nicht umsonst war: "Es ist vollbracht!" Durch seine Auferstehung wurde dieser Siegesruf bestätigt. Wir haben durch den Tod Jesu wieder eine Zukunft. Auch wenn wir einmal sterben müssen - dieser Tod ist nicht endgültig. Gott hat versprochen: "Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Joh. 3, 16
So wie Jesus von den Toten auferstanden ist, wird es wieder eine Auferstehung geben: "Denn da durch einen Menschen (Adam) der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen (Jesus) die Auferstehung der Toten." 1. Kor. 15, 21
Wie unbedeutend wird mein "Warum" im Vergleich mit dem, was Jesus für mich getan hat. Und während wir nachdenken, warum er dies für uns tat, bekommen wir sofort die Antwort: "Weil er uns liebt!" Das ist echte, wahre Liebe ... und unbegreiflich. Erwidern wir sie!