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Verfasser: Pierre Intering
Erschienen in:Top Life Aktuell 1302

Was mich nachdenklich macht

Bin ich froh, dass ich nicht in der Zeit der unfreien Bauern gelebt habe, in der man fast alles, was man hart erwirtschaftete, der Obrigkeit überlassen musste. Wir haben es heute mit Sicherheit um vieles besser und trotzdem stößt man immer wieder auf eigenartige Bräuche, die zumindest an diese ungerechte Verteilung der sicher nicht so guten alten Zeit erinnern.

Das herrschende Adelsgeschlecht wurde durch das Gesetz des Marktes abgelöst. So verrückt es klingt, aber oft stehen der Nutzen und die Qualität einer Leistung in überhaupt keinem Zusammenhang mit dem Erlös. Aus marktwirtschaftlicher Sicht ist das Produkt oder der Mensch wertvoll, für das oder für den möglichst viele bereit sind, die Geldtasche zu zücken: Was und wer lässt sich möglichst gut vermarkten? Mit wem und womit lässt sich möglichst viel und schnell Geld verdienen? Dementsprechend kann die Musik, das Gemälde, der Film, das Spiel oder was auch immer gar nicht so verrückt sein, dass es nicht trotzdem als "wertvoll" beurteilt wird. Und die Vermarkter werden dafür unverhältnismäßig belohnt. Wie viel Sinn das verkaufte Produkt macht, ob es nützlich ist oder womöglich einer Gesellschaft sogar schadet, spielt fast oder überhaupt keine Rolle. Wer sagt denn, dass ein Getränk gesund sein muss? Wenn es sich weltweit verkaufen lässt, ist es wertvoll, auch wenn man ehrlicherweise davor warnen müsste. Solange man daran verdient, ist es gut. Schräg, bunt, laut, verrückt – solange etwas „Kohle“ abwirft, ist es völlig egal, wie nützlich es ist. Der Nutzen ergibt sich aus dem Gewinn.

Bevor wir jetzt alle laut in den Protestchor gegen den Kapitalismus einstimmen, sollten wir doch fragen, warum das überhaupt möglich ist und ob wir überhaupt eine Alternative haben wollen. Der Unterschied zur Ausbeutung der alten Zeit besteht nämlich heute darin, dass es zumindest zum Teil an der Masse (pardon für diesen Ausdruck) liegt, ob dieses System funktioniert oder nicht. Ohne Fans gibt es keine Stars, ohne Konsumenten keinen Geschäftsmann und ohne Liebhaber keine Geliebten. Da besteht ein zwingendes Abhängigkeitsverhältnis, zu dem wir mehr beitragen, als uns bewusst und auch lieb ist. Sicherlich wird manches über Produkte finanziert, auf die wir keinen Einfluss haben. Da können wir uns winden, wie wir wollen. Sobald eine Firma etwas sponsert oder auf irgendeine Weise unterstützt, bezahlt dies im Grunde genommen der Kunde. Diese Art der Werbekosten muss ja schließlich wieder erwirtschaftet werden.

Aber unabhängig von diesem Mechanismus sind viele bereit, Reiche noch reicher und Berühmte noch berühmter zu machen, indem sie bereitwillig ihr Geld für deren Produkt, deren Kunst oder deren Können ausgeben. Sobald jemand einen Namen hat, wird er zur wertvollen Marke, die ihn immer reicher macht - solange er oder es sich gut verkaufen lässt. Dass sich andere, die keinen Namen haben, nicht so verkaufen können und etwas genauso gut oder sogar noch besser können, spielt keine Rolle.

Was ich damit sagen möchte? Der Mensch beklagt etwas, was er selbst verursacht – wie so oft. Wir sollten froh und dankbar sein, in dieser Zeit und in diesem Land zu leben, sollten uns aber bewusst machen, dass wir mit unserem Verhalten und unseren Gewohnheiten die Gesellschaft prägen. Der Einzelne muss nicht warten, bis alle etwas einsehen - da wird sonst nie etwas geschehen. Ich kann mich schon jetzt und heute anders entscheiden. Die Norm sollte nicht von der Masse und auch nicht von der Elite bestimmt werden.

Wir sind so frei, dass wir nicht mitmachen müssen, wir müssen nicht alles kaufen und konsumieren, wir müssen nicht alles anschauen und nicht alles glauben. Ja, auch im religiösen Bereich täte es uns gut, wenn wir genauer betrachteten, was wir zu glauben oder nicht zu glauben gewohnt sind, oder was man uns "verkaufen" möchte. Wie echt, wie wertvoll, wie wahr ist etwas? Bezüglich meines Glaubens ist es da ein guter Rat, möglichst an den Ursprung zurückzugehen. Dort ist der "Fluss" noch sauber. In Bezug auf meinen christlichen Glauben ist Jesus Christus die reine Quelle. Da ist noch alles unverfälscht. Deshalb haben für mich seine Reden und die biblischen Berichte über ihn Vorrang vor allem anderen. Ich wünsche mir da immer mehr Ein- und Durchsicht, ohne dabei verklemmt und sonderbar zu sein oder zu werden. Und noch mal zur Erinnerung: Wir selbst machen etwas groß, indem wir unseren Namen oder unsere Mittel geben - im positiven, aber auch im negativen Sinn. Deshalb gehört der biblische Rat, offene Augen und offene Ohren zu haben, wohl zu den wichtigeren Grundsätzen.

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