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Verfasser: Pierre Intering
Erschienen in:Top Life Aktuell 1304

Von Hochwasser und anderen Krisen

Am Rande der Flutkatastrophen gab es immer wieder Bemerkungen über den Begriff "Jahrhundertflut". Nicht wenige hatten ihr Problem damit, dass man die neuerliche Überschwemmung schon wieder als "Jahrhundertereignis" bezeichnete, obwohl sie schon zum zweiten oder dritten Mal innerhalb von 10 Jahren auftrat. Ein Experte wies darauf hin, dass es sich um einen statistischen Mittelwert handle und solch ein Ereignis eben auch ein paar Mal hintereinander kommen könne, dafür dann jahrhundertelang nicht mehr. Ob ihm viele geglaubt haben, darf bezweifelt werden. Die Wetterkapriolen sind nämlich alles andere als bedauerliche Einzelereignisse, sondern erreichen immer mehr den Stand der Normalität. Andererseits: Was ist eigentlich schon normal?

Eine Welt der Extreme

Oimjakon, ein Dorf in Sibirien, gilt als kältester besiedelter Ort der Erde - 1933 wurden dort minus 68 Grad Celsius. gemessen. Im Gegenzug erreichte die Temperatur im kalifornischen Death Valley (Todestal) knapp plus 53 Grad Celsius. Ein Unterschied von etwa 120 Grad Celsius! Abgesehen von diesen extremen Orten herrschen auf unserem Planeten Erde viele ungewöhnliche Wetterverhältnisse - und das nicht nur als vorübergehende, bedauerliche Katastrophe, sondern als der ganz "normale" Alltag. So gibt es riesige Gebiete, in denen es kaum regnet und wo man dem kargen Boden jedes Pflänzchen mühsam abtrotzen muss. An anderen Orten vergeht kaum ein Tag, an dem es nicht vom Himmel schüttet und man durch die hohe Luftfeuchtigkeit kaum oder gar nicht seine Wäsche getrocknet bekommt. Auch wenn es nicht immer leicht ist, stellen sich die vielen Menschen, die in diesen Gebieten leben, auf die Extreme ein. Selbst unser hiesiges verändertes Klima wäre für diese Leute wie der Himmel auf Erden. Das nehmen wir zumindest an. Wer die ständige Hitze gewöhnt ist, wird sich wahrscheinlich bei uns im tiefsten Winter schwer tun. Wie auch immer - wir leben nun mal in keinem Paradies (mehr), und es wird uns auch mit den größten Anstrengungen nicht gelingen, ein solches zu schaffen. Und doch haben wir eine Aussicht darauf. Dazu später mehr.

Maßnahmen

Der schon lange geforderte Rückbau, durch den der Natur die "entwendeten" Flächen zurückerstattet werden sollen, ist sicher eine richtige Maßnahme. Aber er ist lange nicht alles, was man machen kann. Je mehr die Böden durch Beton- und Asphaltflächen versiegelt werden, desto größer ist die Hochwassergefahr. Das Wasser kann nicht mehr natürlich versickern. Es wird durch immer mehr Kanäle in die Flüsse geleitet, die dann zu bedrohlichen "Wasserautobahnen" werden. Denn einen Stau gibt es auf diesen Wasserstraßen nicht. Das Wasser sucht sich seinen Weg. Dieses Problem und auch andere hat man schon erkannt. Die Hoffnung bleibt, dass möglichst bald vieles umgesetzt wird, was notwendig ist.

Andere Fluten/Extreme/Krisen

Nein, unser Heft Top Life Aktuell ist kein politisches Medium und auch kein von irgendwelchen Umweltaktivisten finanziertes Blatt. Und doch stellen wir uns auch Alltagsthemen, besonders wenn es um die Schöpfung geht. Damit wollen wir uns aber nicht zu lange aufhalten, weil es genug andere gibt, die sich weit kompetenter diesen Themen widmen. Unser Grundanliegen sind nicht Bestrebungen für allgemeine politische, ökologische oder gesellschaftliche Veränderungen. Es geht um den Einzelnen – um seine Herausforderungen im täglichen Leben, seine Einstellung und seine Beziehung zu anderen Menschen und schließlich zu Gott. Und da lässt sich das Alltägliche gut mit persönlichen Dingen vergleichen. Auf gewisse Weise sind es moderne Gleichnisse.

Was die Flutkatastrophe angeht, gibt es etliche Vergleiche, aus denen man persönlich seine Lehren ziehen kann. Da ist z.B. die grundsätzliche Erfahrung der immer wiederkehrenden und häufiger werdenden Fluten/Krisen im persönlichen Leben, die einem schwer zu schaffen machen. Solche gibt es nicht wenige.

Beziehungskatastrophen

Beziehungen stehen auf der Gefahrenskala ziemlich weit oben. Statt den Ursachen der immer wiederkehrenden Ehekrisen auf den Grund zu gehen, beklagt man viel zu oft nur den augenblicklichen Schaden, beseitigt die Spuren der Katastrophe und hofft, dass man beim nächsten Mal irgendwie verschont bleibt. Man macht sich gar nicht so viele Gedanken, warum etwas mehr oder weniger regelmäßig "überkocht". Dabei könnte man oft mit einfachen Mitteln vieles verhindern. So ist das regelmäßige Gespräch im normalen Alltag, das Fragen nach Wünschen, Vorstellungen und Bedürfnissen des Anderen gar keine große Sache – außer man interessiert sich nicht wirklich für das Glück des Partners. Dass es dann zu regelmäßigen extremen Situationen kommt, sollte nicht verwundern.

Wenn man erst reagiert, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, ist schon viel Schaden angerichtet worden, der sich nur sehr mühsam und mit großem Aufwand beheben lässt – wenn man überhaupt noch einen Sinn darin sieht. Das lässt sich aber nicht nur auf die Ehe, sondern auf jegliche Art des Miteinanders beziehen – ob in der Arbeitswelt, in Nachbarschaften oder dort, wo man es mit anderen Menschen zu tun hat: Man tut nicht nur anderen, sondern auch sich selbst nur Gutes, wenn man auf den Nächsten eingeht, sich Zeit nimmt, zuhört und nachfragt. Das kostet alles viel Zeit. Ja, richtig. Aber das sind die Flächen, wo solche "Fluten" versickern, ohne dass sie große Schäden anrichten.

Friedensgarantie?

Das alles ist aber keine Garantie, dass nicht wieder eine „Flut“ kommt. Es gibt so manche Dinge, auf die wir nur wenig oder gar keinen Einfluss haben. Trotzdem kann man sich darauf vorbereiten. Das größte Beispiel ist wieder Jesus selbst. Er war sicher nicht ichbezogen. Er nahm sich die Zeit, diente dem Anderen, tat Gutes, half, wo er helfen konnte, hörte zu, erteilte wertvolle Ratschläge und gab den Menschen wieder Hoffnung. Doch damit schuf er sich nicht nur Freunde. Plötzlich waren Menschen da, die ihm das Leben schwer machen wollten. Nicht nur das - sie wollten ihn sogar umbringen, weil sie um ihren Einfluss fürchteten. Jesus heilte an einem Sabbat einen Menschen. Das war zu viel: "Daraufhin gingen die Pharisäer nach draußen und schmiedeten einen Plan, wie sie Jesus umbringen könnten" (Matthäus 12,14 NLB).

Wie müsste da einem zumute sein: Das ganze Leben ist danach ausgerichtet, anderen zu helfen, und dann erntet man als Dank tödlichen Hass. Menschlich gesehen könnte man jetzt einfach umdrehen … "Habt mich gern!" … und sich nur noch um seine eigenen Belange kümmern. Glücklicherweise hat das Jesus damals nicht getan, sonst gäbe es keine Hoffnung für die Zukunft. Glücklicherweise machen das aber auch viele andere Menschen nicht, die sich in unserem Land oder sonst irgendwo auf der Welt für andere einsetzen. Über diese Menschen gibt es viel zu wenig Berichte auf den ersten Seiten einer Zeitung oder zu den besten Sendezeiten. Wir könnten gerne auf viele Berichte von Korruption und Verbrechen verzichten. An ihrer Stelle sollten Berichte von Einsätzen stehen, wo sich Menschen für andere abmühen. Man sollte dafür werben, dass noch viel mehr mitmachen und Projekte unterstützen, die es wert sind und bei denen es nicht nur um die eigene Lust und die eigenen Verrücktheiten geht.

Abseits der Schlagzeilen gibt es aber sehr wohl auch Berichte über soziales und humanitäres Bemühen. Nur wie empfänglich ist man dafür? Der Thriller oder die nächste Folge einer der unzähligen, oft niveaulosen Serien raubt einem die Zeit und auch den Geist, sich mit wertvolleren Dingen zu beschäftigen. Das ließe sich ganz leicht korrigieren - mit einem Schalter On/Off oder zumindest durch Umschalten. Die Auswahlmöglichkeiten sind aber oft nicht besser. Sicher dürfen wir uns auch die Zeit mit nicht so anspruchsvollen Dingen vertreiben. Spiel und Sport gehören auch zum Leben, solange uns das nicht vereinnahmt. Aber wenn wir keine Zeit und keine Lust haben, uns ernsthafteren Themen in unserem Leben zu stellen, hört der Spaß auf. Wir werden dann immer nur Extreme erleben - zuerst alles extrem flach und dann auf einmal eine extreme Flut. Über beides klagen wir dann. Das eine wird mit der Zeit so langweilig, und das andere bringt uns fast um den Verstand. Es kostet eine Menge Zeit und womöglich Geld, bis wir unser Leben halbwegs wieder im Griff haben – bis zur nächsten Flut.

Ein Leben voller Extreme

Extreme lassen sich in vielen Bereichen beobachten: in der Arbeitswelt, im Freizeitverhalten, in der Ernährung, im Trinken, im Glauben bzw. im Unglauben, im Film und Fernsehen, in der Kunst und … und … und … Es ist eine kleine Denkaufgabe, der wir uns immer wieder stellen sollten: Wo sind wir in unserem Leben nicht ausgeglichen? Wo begegnen wir Schwierigkeiten? Wie schon erwähnt, haben wir nicht auf alles Einfluss, aber auf vieles. Doch auch dort, wo wir keinen Einfluss ausüben, können wir uns vorbereiten, um alles erträglicher zu gestalten.

Unser Schöpfer hat uns in seinem Wort viele Ratschläge und Lehren gegeben, die mit unserem praktischen Alltag zu tun haben. Darauf können wir immer wieder hinweisen - nicht weil uns so viel am moralischen Zeigefinger liegt, sondern weil es Leben, echtes, erfülltes Leben mit einer unbeschreiblichen Zukunftshoffnung bedeutet. Eine zukünftige Welt, die keine Flut und keine Dürre mehr kennt. Aber es kann schon jetzt und heute, auch im persönlichen Leben, vieles besser werden.

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