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Verfasser: Pierre Intering
Erschienen in:Top Life Aktuell 1403

Ich bin ein Star! Warum eigentlich?

Kreischende Teenies beim Popkonzert, johlende Fans im Fußballstadion, begeisterte Zurufe bei der Galavorstellung der weltbesten Schauspieler, die Volksfeststimmung beim Auftreten des Papstes - Menschen ehren und lassen sich verehren. Manchmal weiß man nicht einmal genau, warum eigentlich? Dabei spielt die Gesellschaftsschicht des Bewunderers, aber auch der Bewunderten nur eine untergeordnete Rolle. Schauspieler, Spitzensportler, Musiker, Geistliche, Politiker (ja auch diese) und noch unzählige andere bejubelt man als Stars. Das, was sie tun, wie sie aussehen oder wie man sie präsentiert, wecken angenehme, erhebende Gefühle. Sie lenken vom Alltäglichen ab und wecken zumindest für eine Zeitlang eine schöne Illusion.

Wenn etwas nur so scheint

Mit dem Zeitwort "scheinen" sind wohl sehr viele der berühmten Stars in Verbindung zu bringen. Nein, das geht nicht gegen ihre Persönlichkeit und hat auch keinen hässlichen, neidischen Hintergrund. Tatsache ist doch, dass Stars die größten Schauspieler sind ... nein umgekehrt: die größten Schauspieler sind Stars. Eigentlich ist es egal. Es stimmt so oder so. Filmstars spielen etwas, was sie nicht sind, und werden verehrt, weil sie sich so glaubwürdig in die Rolle eines anderen hineinversetzen können. Oder anders ausgedrückt: Sie können sich so gut verstellen. Das mag jetzt zwar abwertend klingen, ist aber eine ganz neutrale Feststellung. Bei der Schauspielkunst ist es notwendig, anders zu scheinen, als man ist. Sonst würde es keinen Sinn machen. Bei anderen Stars wäre es ein Problem. Der Politiker, der nur so tut, als ob ihn das Wohl der anderen interessierte, kann eine nationale Katastrophe auslösen. Aber es lässt sich auch vieles verbergen, wie z. B. bei der Gesangskunst: Singt der angehimmelte Star wirklich oder ist es nur Playback? Wie viele Geräte werden eingesetzt, um die Stimme zurechtzubiegen, sodass vom O-Ton kaum etwas bleibt?

Was war die Leistung?

Andere Stars bringen schon mehr zusammen, wobei auch da Fragen auftauchen. Was ist wirklich die Leistung, wenn das ganze Leben, der ganze Einsatz darauf abgestimmt sind, ein paar Zehntelsekunden schneller eine bestimmte Strecke zu bewältigen als andere? Das mag recht sportfeindlich klingen, ist es aber nur dann, wenn man die Aufmerksamkeit auf die Entlohnung und den Starrummel legt. Dabei muss man auch feststellen, dass es nur sehr wenige von den vielen Sportlern, Schauspielern, Musikern oder anderen Künstlern zu solchem Ruhm bringen.

Wie in so manchen anderen Bereichen ist auch der Sport vom ursprünglichen Gedanken weit abgedriftet. Es geht um unverschämt viel Geld, um viel Zeit und manchmal auch um Selbstdarstellung. Wenn sich der Mensch mit der gleichen Energie, mit der gleichen Konsequenz für eine bessere Welt einsetzen würde, wie anders würde heute so manches aussehen.

Was einen Star heute oft ausmacht

Es ist eine Tatsache, dass, wer sich gut verkauft oder verkaufen lässt, ein Star ist. Da muss nicht einmal eine besondere Leistung dahinter stehen, wie aktuelle "Star"-Sendungen es einem deutlich vorführen. “Holt mich hier raus!" Warum eigentlich? Wieso bist du da überhaupt drinnen? Es kann nicht eklig genug sein, um sich durch diese “Leistung" irgendwie vom Gewöhnlichen abzuheben.

Es genügt oft nur ein markantes Merkmal eines Menschen - entweder im Aussehen oder im Verhalten - und man wird zu einer lebenden Marke, zu einem Logo, das die Aufmerksamkeit möglichst vieler Menschen auf sich zieht. Und wenn sie alle den Film, die Sendung anschauen, einen Eintritt bezahlen oder einen Fanartikel kaufen, dann ist das Ziel erreicht. Deshalb können aus dem großen Angebot der vermeintlichen Stars nur wenige als solche vermarktet werden. Ansonsten würde der Effekt verpuffen. Mit wenigen kann man viel Geld machen, mit einem zu großen Angebot wäre das gar nicht möglich.

Es gibt nichts Neues

Es klingt so, als ob dies alles ein neues Phänomen wäre. Ist es aber nicht wirklich. Stars gab es schon "immer" und sie profitierten schon immer von ihrem Ruf oder ihrer Stellung, die sie einnahmen oder die man ihnen zuwies. Noch heute fallen Menschen fast in Ohnmacht, wenn eine betagte, eigentlich recht merkwürdige und sonst schwer auszuhaltende Frau ihre Hand zum Gruß hebt. Wäre sie nicht als Königin bekannt, würde sie wie viele ihrer Zeitgenossinnen völlig ignoriert oder mitleidig belächelt werden. In alten Zeiten betraf der Ruhm den Adel. Wirklich bedeutende Männer und Frauen blieben meist unbelohnt. Sie wurden verkannt bzw. starben bitterarm. Das hat sich zumindest heute zu einem Teil verändert.

Im Grunde genommen ist es aber mit den Stars schon immer so gewesen - Menschen stellen sich als solche dar, und das Volk verehrt sie. Dessen Träume und Sehnsüchte werden mit den Idolen verknüpft und bringen Farbe in den farblosen Alltag.

Die wirklichen Stars

Nicht dass man Menschen mit besonderen Leistungen keine Anerkennung schenken darf, aber gleichzeitig sollte der Blick für das Gewöhnliche, für das so Selbstverständliche geschärft werden. Wie das gemeint ist? Es sind die vielen Handgriffe der Arbeiter, die ein Produkt herstellen, es sind viele helfende Hände in den kleinsten Bereichen, die sich um die Kranken, um vom Schicksal betroffene Menschen und um Benachteiligte kümmern. Es sind schließlich Mütter und Väter, die sich bemühen, junge Menschen ins Leben zu begleiten, damit sie Fuß fassen können. Ja, es ist richtig, da gibt es auch oft ein Scheitern, aber das ändert nichts daran, dass die wahren Helden, die wahren Stars, oft die sind, die kaum wahrgenommen werden.

Wenn Stars gefährlich werden

Solange es den meisten Menschen noch halbwegs gut geht, wird sich wenig ändern. Aber Vorsicht ist geboten. Wenn es ihnen schlechter geht, suchen sie ihr Heil, ihre Stars in Menschen, die etwas Besseres versprechen. Diese sind zwar selbst alles andere als vorbildhaft, vermarkten aber Ungerechtigkeiten und Fehler anderer geschickt. Fehlt es an politischen Leitbildern, geht das Ganze unkontrolliert in eine Richtung, die uns in Europa noch schmerzlich bewusst ist und vielleicht auch wieder kommen kann. Die große Revolution brach in den letzten Jahren zwar nicht aus, aber je mehr Anlässe es dafür gibt, desto wahrscheinlicher wird sie. Ob es dann nur ein reinigendes Gewitter ist, darf bezweifelt werden.

Der Papst - ein Superstar?

Der jüngste Rummel um die Päpste hat so gut wie nichts mit Jesus Christus zu tun. Auch historisch gesehen war Rom noch nie ein Maßstab, an dem man die Bedeutung der einfachen Botschaft Jesu messen konnte. Die christliche Gemeinde war im Sinn von Jesus eine bescheidene, aber doch tatkräftige Versammlung von Menschen, die sich für andere einsetzten und versuchten, die Botschaft möglichst unverfälscht weiterzugeben. Selbst Jesus war trotz seines Anspruches kein Superstar - seine Jünger bzw. Nachfolger erst recht nicht. Es gab auch Missstände, Irrlichter und besorgniserregende Entwicklungen. Wer die Bibel liest, wird feststellen, dass da nicht Menschen idealisiert oder Dinge verharmlost und verschwiegen werden, weil es nicht zum Ideal passt. Im Gegenteil. Zwar war die christliche Gemeinde ein Platz, von dem viel Freude, Einsatz und Hoffnung ausgingen. Christen waren in diesem Sinn wirklich Lichter und Vorbilder in einer dunklen Welt, doch für eine Verehrung ihrerseits war kein Platz. Ob es ein "berühmter" Petrus, ein Jakobus, Johannes oder ein Paulus war - sie alle stellten nur eine Person in den Mittelpunkt. Das war Jesus. Auf ihn allein sollten die Menschen schauen. Jeder Blick anderswohin konnte vielleicht eine kleine Orientierung sein, aber nicht mehr.

Aber selbst dann, wenn man Jesus in den Mittelpunkt stellt, ist selbst er nicht als Superstar zu betrachten. Jesus wollte Brüder/Schwestern, Nachfolger, Kinder um sich scharen. Christen brauchten keinen Tempel, keine großartigen Gebäude, um die Bedeutung von Jesus hervorzuheben. Das sollte auf ganz anderem Wege geschehen. Im menschlichen Herzen sollte er groß werden. Es geht nicht um die lauten, kreischenden, jubelnden Rufe, die nur allzu bald wieder verstummen. Es geht um tätige Liebe, um die einfache, sichtbare Freude, um hoffnungsvolle, tröstende Worte und es geht um Treue, auf die sich jeder verlassen kann, ganz gleich welchen Stand oder welchen Platz er in der Gesellschaft einnimmt. Ungerechtigkeiten, Übervorteilungen, Selbstruhm und ähnliche Dinge verschwinden dort, wo Jesus wirklich eingeladen wird.

Obwohl mit der Zeit aus der christlichen Bewegung eine Kirche entstand, die Bescheidenheit gegen Stolz und Selbstdarstellung tauschte, darf dies nicht über die ursprüngliche Absicht hinwegtäuschen. Es dürfen auch nicht jene vergessen werden, die in ihrem Alltag treu die Grundsätze Jesu lebten. Sie gab und sie gibt es noch immer. Sie sind keine Stars und werden oft gar nicht bemerkt. Aber sie versuchen in ihrer unvollkommenen Weise, treu zu ihrem Herrn und ihren Mitmenschen zu stehen. In diesem Sinn passen sie sehr gut in diese Gesellschaft, zeigen aber auch gleichzeitig, dass noch etwas anderes kommt.

Zur christlichen Botschaft gehört auch der kritische Blick auf die Zustände. Er zeigt, dass wir Menschen nicht fähig sind, eine faire, gerechte und friedliche Welt zu schaffen. Trotzdem sollten wir alles daransetzen, was in unserem Einflussbereich liegt, aber uns keine Illusionen machen. Was der Mensch nicht schafft, wird Gott schaffen. Das ist ein erfreulicher Ausblick für die, die ihm vertrauen.

Nach dem Versprechen Jesu werden Menschen aus einer untergehenden Welt herausgeholt, nicht weil sie Stars sind oder vorgeben, welche zu sein, sondern weil sie echt sind. Sie lieben Gott, sie lieben seine Grundsätze und ihre Mitmenschen - nicht aus Berechnung, nicht aus Lohn, nicht als Show, sondern einfach und ehrlich, weil Jesus das in ihren Herzen bewirkt.

 

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Ausgabe 3 / 2018
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