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Verfasser:Mag. Oliver Fichtberger
Erschienen in:Top Life Magazin 1 / 2004

Vergib mir! Worte die sich lohnen!

Über Rache, Vergebung und Versöhnung.

Sie schaukelten den Haushalt, kümmerten sich um die Kinder und unterstützten ihre Ehemänner, so gut sie konnten. Doch dann das furchtbare Erwachen: Ihre Männer vergnügten sich mit jüngeren Frauen. Doch statt einfach zu weichen, vereinigten sich die drei zu einem furiosen Rachefeldzug. Sie wollten ihren treulosen Gatten alles heimzahlen.

42 Millionen Dollar spielte der Film "Der Club der Teufelinnen" ein, in dem drei Frauen stellvertretend für Millionen Leidensgenossinnen in aller Welt deren heimliche Rachephantasien in die Wirklichkeit umsetzten. "Rache macht stark" war die unverblümte Botschaft des Films. Es ist ein interessanter Versuch, den Sie jederzeit wiederholen können: Setzen Sie sich zu einem Computer mit Internetzugang, starten Sie eine Suchmaschine und tippen Sie das Wort "Rache" ein. Nach einigen Sekundenbruchteilen erscheint das Ergebnis. Die Suchmaschine "Google" zum Beispiel zählt etwa 400.000 Treffer zum Stichwort "Rache". Nun tippen Sie "Vergebung" in das Suchfeld. Ergebnis: etwa 70.000 Treffer.

Kann man allein aus dem Vergleich der beiden Zahlen Schlüsse ziehen? Diesen einen ganz sicher: Der Begriff "Rache" kommt mehr als fünf Mal so oft vor wie der Begriff "Vergebung". Eine Suche im Internet ist natürlich immer nur eine Momentaufnahme. Morgen wird es wieder einige Treffer mehr oder weniger zu dem einen oder anderen Begriff geben. Wird sich das Verhältnis zugunsten der Vergebung verschieben? Wohl kaum...

Die allgegenwärtige Rache

Ein Blick in das Fernsehprogramm zeigt ein ähnliches Missverhältnis zwischen "Rache" und "Vergebung". Im Dezember 2003 liefen im deutschsprachigen Fernsehen mehrere Dutzend Filme zum Thema "Rache". Im selben Zeitraum war nicht ein einziger Film zu finden, der im Titel das Wort "Vergebung" oder Ableitungen davon gehabt hätte. Nur bei einer Handvoll Filme fand sich in der Filmbeschreibung der Gedanke der Vergebung. Rache scheint uns näher zu liegen als Vergebung. Wann haben Sie das letzte Mal erlebt, dass sich jemand entschuldigte? Wann hat jemand gesagt: "Ja, ich habe einen Fehler gemacht, ich bitte um Vergebung!"?

Ausreden ...

Das Thema Rache und Vergebung ist sehr umfassend. Es gibt ein Sprichwort: "Willst du Frieden in der Welt, dann mache Frieden in deinem Haus." Es ist leicht, sich im gepolsterten Sessel über die Gesellschaft und die Menschheit zu entrüsten. Weil es aber nichts bringt, ein paar Gedanken über die böse Welt vor sich hinzujammern, will ich den großen Themenkomplex auf eine Frage reduzieren, über die ich ehrlich schreiben kann: Warum fällt es mir so schwer, "Vergib mir" zu sagen?

Wenn mich jemand anspricht: "Du bist heute schon wieder zu spät gekommen!", dann suche ich meist, einem ersten Impuls folgend, zuerst nach einer Ausrede: "Ja, die Ampeln mögen mich nicht, sie erröten immer, wenn ich daherkomme...". Oder: "Der Verkehr wird auch immer schlimmer...", statt zu sagen: "Ich bin zu spät, entschuldige bitte."

Angst vor Ehrlichkeit

Warum fällt es so schwer, Fehler zuzugeben? Ich könnte mich jetzt auf das heutige allgemeine Klima der Verantwortungslosigkeit herausreden oder auf das schlechte Vorbild der Meister des aalglatten Wortes, die uns zeigen, wie man eine Niederlage als Sieg verkauft und die Verantwortung für eigene Fehler jemand anderem in die Schuhe schiebt.

Aber das wäre zu billig. Es muss einen tieferen Grund in mir selbst geben, nicht in der Gesellschaft oder sonst wo. Woran liegt es, dass ich mich so gerne vor der Verantwortung drücke, dass ich oft beschönigend meine, ein Fehler sei mir "passiert", statt zu sagen: "Ja, das habe ich gemacht und es war falsch!" Wenn ich gelogen habe, warum winde ich mich wie ein Wurm und murmle etwas von "nicht ganz die Wahrheit", wo ich doch weiß, dass auch eine halbe Wahrheit ein ganze Lüge ist?

Es hat wohl etwas mit der Angst zu tun, ich könnte mich blamieren, wenn ich einen Fehler zugäbe. Immerhin liefere ich mich ein Stück weit der Gunst meines Gegenübers aus, wenn ich um Vergebung bitte. Wenn ich gar öffentlich zurechtgewiesen werde, fühle ich mich von Blicken richtig durchbohrt. Da ist das Bedürfnis, mich zu entschuldigen, meist nicht sehr ausgeprägt, eher das Drängen, mich zu verteidigen und herauszureden. Aller-dings habe ich die innere Stärke von Menschen immer bewundert, die dann trotzdem zu ihrem Tun standen und offen und ehrlich sagen konnten: "Ich entschuldige mich, das war ein Fehler, ich will daraus lernen."

Deswegen fühle ich mich mit Ausreden nicht mehr wohl. Mir scheint, dass eine Ausrede die Wahrheit verbiegt und Dinge beschönigt, nur damit die Leute Gutes von einem halten, was sie wohl nicht würden, wüssten sie die ganze Wahrheit. Wenn ich Ausreden gebrauche, spiele ich Theater. Ich will aber echt sein, und der erste Schritt dahin ist, die volle Verantwortung dafür zu übernehmen, wie ich mein Leben anpacke. Dazu gehört auch, zu Fehlern zu stehen und mich nicht herauszureden. Dann kann ich auch meinem Gegenüber in die Augen schauen, selbst wenn ich einen Fehler gemacht habe. Ich brauche mir und dem anderen nichts mehr vorzumachen.

Echt sein

Und siehe da, ich merke es immer wieder: Es fällt mir kein Stein aus der Krone, wenn ich jemanden um Entschuldigung bitte. Im Gegenteil: Ich kann mich selbst achten und brauche mich nicht mehr mit dem unguten Gefühl herumzuschlagen, das ich immer hatte, wenn ich bei meiner verbalen Selbstverteidigung nicht ganz bei der Wahrheit geblieben war. Jemand, der einen Fehler zugeben kann, zeigt mehr Rückgrat und Würde als jemand, der immer neue Gründe findet, warum sein Fehler so fehlerhaft nicht war.

Echt sein tut manchmal weh, aber es hält lebendig. Erst wenn ich zu meinen Fehlern stehe und um Verzeihung bitte, ist Wachstum möglich: Persönliches Wachstum, weil ich mich immer weniger verstecke, und auch Wachstum in Beziehungen, weil man sich in der Konfliktbewältigung viel näher kommt als im durchschnittlichen Alltagsleben.

Vergebung verändert

Der wichtigste Mensch in meinem Leben ist meine Frau. Gerade in diesem engen Miteinander zeigen sich persönliche Schwächen und man wird da und dort aneinander schuldig. Ich habe begriffen, dass Beziehungen entweder wachsen oder verkümmern. Wenn ich falsch gehandelt habe, führe ich immer wieder einen Kampf gegen meine innere Stimme, die mir weismachen will, dass ich mich blamiere, wenn ich einlenke und einen Fehler zugebe - so als ob meine scheinbar tadellose Weste das Wichtigste wäre, was es in meinem Leben zu verteidigen gäbe. Wenn ich aber dann doch meinen Stolz überwunden habe, bin ich immer wieder erstaunt, welche Wirkung die einfachen Worte: "Es tut mir Leid, vergib mir!" haben können. Es geschehen da bisweilen wahre Wunder - als würden die Strahlen der Morgensonne durch die Nebelwand brechen. Schlage ich einen versöhnlichen Ton an und bemühe ich mich, den Standpunkt meiner Frau zu verstehen - ist alles auf einmal völlig anders. Das Gespräch verläuft auch ganz anders und mündet in völlig andere Ergebnisse. Manchmal ist es nach dem "Vergib mir" sogar schöner als vorher. Vergebung ist etwas Großartiges.

Vergeben und Vergessen

Um Vergebung bitten ist eine Sache, ehrlich jemandem anderen vergeben, der an mir schuldig geworden ist, eine andere. Haben Sie schon einmal den Satz gehört: "Ich vergebe dir, aber vergessen werde ich das nicht!"? Klingt ein wenig halbherzig, so als ob nur auf eine passende Gelegenheit gewartet würde, die Sache wieder aufzuwärmen.

Kann man vergeben und vergessen? Muss ich mir gleichzeitig mit dem "Ich vergebe dir!" den Befehl geben, die Sache nun auch zu vergessen? Ist das überhaupt nötig? Nein, jemandem vergeben, bedeutet nicht, dass ich das vergesse, was geschehen ist. Eher schon, dass ich es ihm nicht nachtrage.

Schwamm drüber? Manche Leute bitten um Vergebung und erwarten, dass ihr "Vergib mir" wie ein Radiergummi wirkt und alles im Handumdrehen wie ungeschehen macht. "Ich habe mich entschuldigt, du hast mir vergeben, jetzt ist die Sache begraben, Schwamm drüber, wir reden nicht mehr davon." Das kann Vergeben aber sicher nicht meinen, denn die Folgen meiner Tat kann ich oft nicht ungeschehen machen. Daher ist es völlig unsinnig, vergessen zu wollen, was geschehen ist. Selten ist einer allein schuld, meist gibt ein Wort das andere, und wenn zwei streitende Leute einander vergeben mit den Worten: "Vergessen wir´s, reden wir nicht mehr drüber, lassen wir es gut sein, Schwamm drüber!" - dann ist das sicher nicht das, was Vergebung wirklich meint. Wenn vergessen wird, was heute schief gelaufen ist, tappen wir morgen in den gleichen Fehler wieder hinein.

Wenn einander zu vergeben mehr sein soll als nur der Austausch von Höflichkeiten, dann beginnt mit dem "Vergib mir" ein Prozess, in dem alle Beteiligten an die Arbeit gehen, um wieder reinen Tisch zu machen. Vergebung ist eben nicht der "Schwamm drüber". Wenn ich ein verantwortungsvolles Leben führe, kann ich mich nicht damit begnügen, ein paar entschuldigende Worte zu murmeln. Wer echt sein will, bittet nicht nur ehrlich um Vergebung, sondern sucht auch Versöhnung, und will es in Zukunft besser machen. Wenn ich um Vergebung bitte und mich versöhnen will, geht das nicht husch pfusch, sondern da bin ich - auch wenn es unangenehm ist - zu einem klärenden Gespräch bereit.

Vergebung und Versöhnung

Vielleicht ist eine Pause nötig, um die Gefühle abzukühlen, aber Vergebung ohne versöhnendes Gespräch ist eine halbe Sache. Das versöhnende Gespräch kann man lernen. Es vollzieht den Weg eines Konfliktes nach, aber ohne die negativen Gefühle aufzuwärmen. In so einem Gespräch suchen beide nach den Gründen, warum ein Wort das andere gegeben hat. Ich rede ehrlich darüber, was die Worte meines Gegenübers in mir bewirken. Ich höre aufmerksam zu, weil ich damit herausfinden kann, was meine Worte im anderen anrichten. Erstens lerne ich damit, es in Zukunft besser zu machen, zweitens wird die vergangene Situation bereinigt.

Im versöhnenden Gespräch gehen zwei aufeinander zu, wo sie vorher noch entweder aufeinander los oder im Bösen auseinander gegangen sind. Vergebung bedeutet, dem anderen die Hand zu reichen, Vergebung ist aber noch nicht alles. Das Ziel ist ja die Versöhnung, die Wiederherstellung des Friedens und des liebevollen Miteinanders. Deshalb ist Versöhnung - wenn das auch seltsam klingt - das Resultat intensiver Arbeit. Aber einer sehr lohnenden Arbeit.

Vergeben können und wissen, wie man sich versöhnt, ist der Schlüssel zu einer dauerhaften Beziehung. Wo Menschen den Weg des versöhnenden Gesprächs gehen, wachsen sie aneinander und miteinander. Wo meine Muskeln Widerstand erfahren und ich als Eigentümer dieser Muskeln den Widerstand nicht scheue, sondern mich ihm stelle, werden meine Muskeln stark. Genauso ist es in Beziehungen: Wo Steine in der Beziehung miteinander aus dem Weg geräumt werden, wächst das Miteinander und wird stärker.

Liebe braucht Vergebung

In der Programmzeitschrift eines anspruchsvollen Radiosenders stand vor einiger Zeit sinngemäß: Viele Beziehungen gehen nicht deswegen auseinander, weil die Partner einander verlassen wollen, sondern weil sie nicht wissen, wie sie zusammenbleiben sollen. Leider färbt die innere Stimmung der "Wegwerfgesellschaft" auch auf unser Mit-einander ab. Wenn Probleme kommen, der Weg steinig wird und es viel Kraft und Gespräch erfordern würde, eine Beziehung neu zu überdenken und miteinander nach gemeinsamen Auswegen zu suchen, da scheuen viele den Aufwand und werfen die Beziehung weg. Es reicht schon, wenn einer nicht will oder einfach nicht weiß, dass es sehr wohl Auswege aus Krisen gibt, wenn alle Beteiligten zur Vergebung bereit sind, sich auch in Frage stellen können und den Weg der Versöhnung gehen. Liebe ohne Vergeben und Versöhnen kann nicht überleben. Daher hat Vergebung nichts mit Vergessen im Sinne von Verdrängen oder Totschweigen zu tun.

Vergebung bewegt

Wo ich echt Vergebung suche, bin ich auch bereit, mich zu ändern. Gerade das Miteinander mit den Menschen, die meinem Herzen am nächsten stehen, fordert mich auch am meisten heraus, es verändert mich auch am stärksten. Einander vergeben und versöhnlich miteinander reden wirkt wie ein Werkzeug, das meinen Charakter verändert. Krisen sind daher Chancen zum Wachstum, wenn wir vergebend damit umgehen. Und wenn etwas wirklich aufgearbeitet ist, kann ich auch loslassen, und es ist tatsächlich möglich, etwas zu vergessen. Was da gemeinsam überwunden wurde, wird zum Bestandteil des gemeinsamen Weges, und in Zukunft können wir darauf bauen. Versöhnung schafft etwas Neues, Versöhnung ist schöpferisch.

Vergebung ist in gewissem Sinn so etwas wie positiver Trotz. Du hast mir weh getan, aber ich will trotzdem mit dir reden, will trotzdem die Brücke zu dir schlagen und trotzdem mit dir zusammenbleiben. Wo zwei bereit sind, trotzdem zu lieben, wächst ihre Liebe. Und mit diesem "trotzdem" treffen wir auch den Kern dessen, was die Botschaft der Bibel ist. Vergebung ist nämlich eine Erfindung Gottes.

Das versöhnende Gespräch

Ein Ehepaar ist im Auto unterwegs. Der Mann fährt. Die Ampel ist rot, wird grün, sie sagt: "Grüner wird es nicht mehr!" Er antwortet etwas genervt: "Fahre ich oder fährst du?" Ein Wort ergibt das andere - sie streiten. Doch keiner will die Sache einfach auf sich beruhen lassen. Am Abend reden sie wieder darüber. Dass sie einander vergeben, ist der Anfang, sich zu versöhnen das Ziel. Wenn ihre Beziehung für die Zukunft gewinnen soll, dann eröffnet das "Vergib mir" die Möglichkeit, aus einem anderen Blickwinkel über die Sache zu reden, es ist der erste Schritt zur Versöhnung. Hier einige Anregungen für das versöhnende Gespräch:

  • Sie reden über den Streit, wärmen ihn aber nicht auf.
  • Jeder darf sagen, was die Worte des anderen bewirkten, der andere hört zu.
  • Beide verzichten darauf, die Gefühle des anderen zu bewerten. ("Unsinn, was du fühlst!" wäre eine Wertung), sondern nehmen sie ernst.
  • Um zu verstehen, wie das Gesagte beim anderen ankommt, ist es hilfreich, die Erklärung des anderen in eigenen Worten zu wiederholen: Er: "Du warst in Eile und hattest den Eindruck, ich wäre mit meinen Gedanken wo anders gewesen. Deswegen wolltest du mich antreiben." Sie: "Du hast das Gefühl, ich halte dich für unfähig, wenn ich dich mit solchen Worten antreibe..."
  • Die beiden überlegen, wie sie ihre Worte wählen könnten, ohne den anderen dabei zu verletzen.

Wenn ein Streit nicht verarbeitet wird, höhlt er die Beziehung aus. Je öfter das geschieht, umso größer das Loch. Wird die Sache verarbeitet, gewinnt das Miteinander an Kraft.

"Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!" Die Bibel beschreibt Gott als den Geber des Lebens. Verbunden mit Gott erfuhr der Mensch Wert und Sinn. Die Nähe zu Gott war die Garantie seines Lebens. Gott und Mensch kamen liebevoll miteinander aus. Liebe ist aber eine freiwillige Sache, ich kann niemandem befehlen, mich zu lieben - wenn ich es mir auch manchmal in meinem Leben anders gewünscht hätte. Es bleibt dabei: Freiwillig oder gar nicht. Auch Gott als der Erfinder der Liebe hält sich daran. Leider hat der Mensch eines Tages entschieden, Gott zu misstrauen und sein Leben auf eigene Faust zu bewältigen. Er kündigte Gott die Freundschaft auf und trennte sich von ihm. Streit, Neid, Hass und Tod waren die Folge. Wer sich vom Geber des Lebens und damit vom Leben selbst trennt, stirbt.

Entschuldige

Doch dann erleben die Menschen Gott als einen gnädigen Gott, der die Menschen trotz ihrer Schuld liebt. Er geht ihnen nach und lädt sie ein, zu ihm zurückzukommen. Damit diese Umkehr möglich ist, hat Gott die Vergebung "erfunden". Darum lässt uns Jesus in seinem "Mustergebet" bitten: "Vergib uns unsere Schuld!"

Was ist Schuld? Immer, wenn ich an jemandem schuldig werde, lade ich Schuld auf mich. Weil jeder Mensch Gott viel bedeutet, werde ich auch an Gott schuldig, wenn ich an einem Menschen schuldig werde. Es lässt ihn nicht kalt, wenn ich mit meinen Kindern schreie oder jemanden anlüge. Wenn ich mich ent-schuld-ige und ehrlich Vergebung suche, handle ich ganz im Sinne Gottes. Gottes Gedanke war es, dass Vergebung das Mittel ist, um Beziehungen wachsen zu lassen und meinen Charakter zu ändern. Gott ist keine Vergebungsmaschine. Wenn ich "Vergib mir!" sage, aber nicht bereit bin, mich zu ändern, habe ich nicht begriffen, was Vergebung meint. Im selben Augenblick, in dem ich einen Menschen um Vergebung bitte, kann ich das auch bei Gott tun. Er will mir - gerade auch durch das versöhnende Gespräch - helfen, mein Verhalten zu ändern. Wo zwei einander echt vergeben, ist Gott am Wirken.

Vergeben macht frei!

Jesus geht im Vaterunser noch einen Schritt weiter: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!" Damit stellt er klar: Ob ich wirklich von Schuld frei werde, hängt ganz eng damit zusammen, ob ich auch bereit bin, jemandem zu vergeben, der mir Böses angetan hat. Wenn ich nämlich nicht bereit bin, jemandem zu vergeben, kette ich mich an das Böse, das mir angetan worden ist, und schleppe es als Last mit mir herum, wie eine Kanonenkugel am Bein.

Vor Jahren lernte ich einen netten, kleinen, alten Mann kennen, dessen Augen plötzlich funkeln konnten und dessen Mund Gift sprühte, wenn er anfing zu erzählen, was ihm Lehrer, Mitschüler und der Pfarrer vor siebzig Jahren angetan hatten. Siebzig Jahre sind eine lange Zeit, um Böses mit sich herumzuschleppen. Siebzig Jahre Ärger. Siebzig Jahre nicht frei. Wie viel Macht hatten diese längst verstorbenen Menschen immer noch über ihn!

Wer es wirklich böse mit uns meint, dem tun wir sogar einen Gefallen, wenn wir uns immer und immer wieder über das ärgern, was uns angetan worden ist. Es ist aber mein Leben, das vergiftet wird, wenn ich die Schuld nicht loslasse. Wenn ich aber vergebe, werde ich frei.

Vergebung als Lebensstil

Jesus geht noch einen Schritt weiter: "... wenn du dich erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, ... so gehe hin und versöhne dich mit ihm!" Matthäus 5:23f Elb

Normalerweise erwarten wir, dass jemand zu uns kommt, wenn er oder sie etwas gegen uns hat. Jesus aber dreht den Spieß um und sagt, dass wir von uns aus Versöhnung suchen sollen. Liebe ist aktiv, nicht abwartend passiv. Der Apostel Paulus meint dazu: "Soweit es an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden." Römer 12:18 Vergebung ist ein Lebensstil, der uns innere Freiheit schenkt. So hat sich Gott Menschsein vorgestellt.

Vergebung ist aber nicht billig oder gar umsonst: Wenn Gott mir meine Schuld vergibt, dann übernimmt er sie und bezahlt meine Strafe. Das ist der wundersame Tausch: Gott vergibt mir, weil sein Sohn am Kreuz meine Schuld bezahlt hat. Er war das große Vorbild darin, dass er Böses nicht mit Bösem vergalt, sondern sogar jenen noch vergeben konnte, die ihn ans Kreuz nagelten. Das ist innere Freiheit.

Wer vergeben kann, hat weit mehr Macht als jemand, der sich rächt. Vergebung ist radikal. Wo Vergebung gelebt wird, verändert sich die Welt.

 

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