TopLife | online
  

Verfasser:
Erschienen in:Top Life Magazin 4 / 2006

Die Schul-Alternative

Über christliche Privatschulen

Salome ist ein ganz normales Mädchen. Sie ist aufgeweckt, fröhlich und manchmal hat sie auch einen schlechten Tag. Sie geht in die Schule wie jeder andere auch. Doch diese Schule ist etwas Besonderes. Salome gehört zu den wenigen Kindern Österreichs, die in solch eine Schule gehen. Es ist eine Privatschule - eine christliche Privatschule.

Was bewegt Lehrer und Eltern eine Alternative zur öffentlichen Schule zu schaffen? Welche Philosophie steckt dahinter und vor allem was bringt es den Kindern, solch eine Schule zu besuchen?

Über Wissen und Werte

Eine der großen Herausforderungen für Eltern ist es, ihrem Kind zu helfen, die Zukunft zu gestalten. Der tägliche Umgang in der Familie prägt den Charakter des Kindes und hilft, manchmal mehr, manchmal weniger, das Kind auf ein erfolgreiches, selbstständiges Leben vorzubereiten. Zur Erziehung gehört auch die Schulbildung, die weit mehr ist als nur Fachwissen. Christliche Schulen versuchen beides zu verbinden: Wissen und Werte zu vermitteln, die den Charakter bzw. die Persönlichkeit des Kindes prägen. Diese beiden Bereiche gehören zusammen und sind für die Entwicklung eines Kindes sehr wichtig. Für diese Privatschulen ist das christliche Menschenbild für den Umgang mit den Schülern sehr wichtig. Der Mensch ist ein einzigartiges und geliebtes Geschöpf Gottes. In diesem Sinne ist jeder Mensch gleich viel wert, gleichgültig wie viel er mit Fleiß erreicht. Sein Wert als Mensch ist nicht von einer Leistung abhängig. Aufmerksamkeit, Zuneigung und Liebe muss er sich nicht erst verdienen. Dieses Bild ist für ein Kind sehr wichtig, denn es nimmt den Leistungsdruck weg und fördert die Lernfreude.

Die Schüler werden zur Selbstständigkeit im Denken und Handeln erzogen. Sie lernen Meinungen auch einmal kritisch zu hinterfragen und sollen sich nicht einfach mit der Masse treiben lassen.

Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist der soziale Umgang in der Schulgemeinschaft. Kinder lernen miteinander umzugehen, nicht nur auf sich selbst zu achten, sondern auch auf die Bedürfnisse anderer einzugehen.

Was sind nun die Ziele einer christlichen Schule?

Das primäre Ziel ist es, den Schülern Gott in ihrem Alltag näher zu bringen und ihn nicht nur auf eine Religionsstunde zu beschränken, in der man hauptsächlich wieder mit Theorie zu tun hat. Durch ein entsprechendes Vorbild versuchen die Lehrer, den Kindern Jesus und seine Liebe praktisch zu vermitteln. Daraus folgt die Ausbildung eines christlichen Charakters, was mit Liebe, Freude, Friedfertigkeit, Geduld, Nachsicht u.a. zu tun hat. Christliche Werte werden hochgehalten und gefördert. Sie helfen eine ausgeglichene Persönlichkeit zu entwickeln.

Natürlich kommt auch das Lernen nicht zu kurz. Die Schüler werden nach dem jeweiligen Lehrplan des Landes unterrichtet und auch geprüft - und das mit gutem Erfolg.

Die Praxis

Klingt ja alles ganz schön und gut, aber wie werden diese Ziele in der Praxis umgesetzt?

Einer der wichtigsten Punkte ist die enge Zusammenarbeit von Pädagogen, Eltern und Schülern. Regelmäßige Treffen sind notwendig, um auf die Bedürfnisse des Schülers eingehen zu können. Es ist erwiesen, dass sich die Zusammenarbeit von Lehrern und Eltern recht positiv auf die Schüler auswirkt. Kinder brauchen gute Vorbilder und gerade das versuchen Lehrer und Eltern zu sein. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass den Eltern der primäre Erziehungsauftrag zukommt und die Schule die Eltern "nur" unterstützt, aber nicht die komplette Erziehung übernehmen kann.

Eine christliche Privatschule bietet viele Möglichkeiten zur Persönlichkeitsentfaltung: Entfaltung im körperlichen Bereich durch Sport oder kreatives Gestalten; Entfaltung im seelischen Bereich durch den Umgang mitei-nander; Entfaltung im geistlichen Bereich durch gemeinsame Andachten; Entfaltung im geistigen Bereich durch selbstständiges Denken in der Auseinandersetzung mit den Lerninhalten, die vom Staat vorgegeben sind; Entfaltung im sozialen Bereich durch Respekt vor der Würde und Einzigartigkeit des Anderen u.v.m. Ein weiterer Bereich ist die gemeinsame Problemlösung. Es gibt natürlich auch in christlichen Schulen Konfliktsituationen, aber diese können meist durch die offene Atmosphäre sowie Vergebungs- und Versöhnungsbereitschaft gelöst werden. Die christliche Schulgemeinschaft fördert verschiedene Tugenden wie Pünktlichkeit, Fleiß, Ehrlichkeit, Ordnung, Höflichkeit etc. Aber auch im sozialen Bereich werden -soziale Integration, Rücksichtnahme und Gemeinschaftssinn hochgehalten und unterstützt.

Die Atmosphäre einer Schule wird nicht nur von den Schülern, sondern vor allem durch die Lehrer geprägt. Das Lehrer-Team ist eine Mannschaft, die am gleichen Strang zieht. Sie haben christliche Grundsätze und ihnen liegen die Schüler wirklich am Herzen.

Was sind weitere Vorteile einer christlichen Privatschule?

Durch die liebevolle Begegnung des Lehrers dem Schüler gegenüber, herrscht eine harmonische Atmosphäre. Die Lehrer versuchen zu ihren Schülern eine persönliche Beziehung aufzubauen, sodass sie auch mit Problemen zu ihnen kommen können. Bei schwierigen Themen wie z._B. Abtreibung oder Sterbehilfe können christliche Aspekte mit in den Unterricht einfließen. Schüler werden individuell gefördert und bei Schwierigkeiten wird mit ihnen gearbeitet. Durch den häufigen Kleingruppenunterricht herrscht konsequentes Arbeiten.

Natürlich gibt es bei einer christlichen Privatschule auch Schattenseiten. Ein von den Eltern einzukalkulierender Punkt ist das monatlich zu zahlende Schulgeld. Staatliche Schulen kosten nichts. Privatschulen tun sich da schwerer. Ohne Schulgeld geht gar nichts. Doch es gibt auch Programme, um finanziell schwächere Familien zu unterstützen. Manchmal haben auch Eltern zu hohe Erwartungen an Schule und Lehrpersonal. Was den Lehrern möglich ist und was realistische Ziele sind, muss dehalb immer wieder thematisiert werden. Letztendlich tragen noch immer die Eltern die Verantwortung für die Erziehung und können diese nicht an die Schule abtreten. Die christliche Schule unterstützt "nur" die Bemühungen der Eltern. Ganz gleich, ob Ihr Kind nun in die öffentliche Schule oder in eine christliche Privatschule geht, die wichtigste "Schule" findet zu Hause, in der Familie, statt.

Häuslicher Unterricht

Eine weitere Alternative bietet der häusliche Unterricht - oft auch Heimschule genannt. Die Eltern unterrichten hierbei ihr Kind selbst. "Der häusliche Unterricht ist als Schulform bestens dazu geeignet, die Verbindung zwischen Eltern und Kindern zu stärken. Man lebt intensiver miteinander. Der Erfolg für die Kinder ist schnell sichtbar: Sie erreichen in weniger Zeit mehr, ihre Entwicklung verläuft individueller und ihren eigenen Bedürfnissen angepasster. Eltern fördern auf diese Weise ihre Kinder in der bestmöglichen Form." (www.erziehung.at)

Allerdings ist der häusliche Unterricht nicht jedem Elternpaar zu empfehlen, denn wenn die körperliche und seelische Verfassung nicht gegeben sind oder die Familiensituation nicht einfach ist, können sich die Vorteile schnell in Nachteile verwandeln.

Am Ende des Schuljahres muss eine Externistenprüfung über den zu lernenden Stoff in einer öffentlichen Schule abgelegt werden. Wird diese nicht geschafft, muss das Kind das Schuljahr in einer öffentlichen Schule wiederholen. In Deutschland ist der häusliche Unterricht, im Gegensatz zu allen anderen EU-Ländern, nicht erlaubt. Trotzdem entscheiden sich immer wieder Eltern, ihre Kinder zu Hause zu unterrichten. Am europäischen Gerichtshof sind 8 Verfahren anhängig, in denen sich Elterninitiativen für die Legalisierung des häuslichen Unterrichts in Deutschland einsetzen.

Autor: Nadine Intering, verbrachte ihre ersten 8 Schuljahre im häuslichen Unterricht (3 Jahre) bzw. in der christlichen "Privatschule Herrnberg mit Oberstufe" (5 Jahre)

 

Top Life Aktuell
Ausgabe 3 / 2018
Alle Ausgaben im Archiv
Top Life Spezial
Schöpfung oder Evolution?
Alle Ausgaben im Archiv
Dr. Hans Heinz: "Radikale Veränderungen stehen bevor"

Veränderungen stehen bevor - doch wohin führen sie? Können wir der Zukunft zuversichtlich entgegenblicken? ... [mehr]

CD Tipp
Von Sehnsüchten - Pierre Intering
12 gefühlvolle Gitarrenarrangements von Hawaiin- und Gospelsongs. Das beiliegende 8-seitige Booklet enthält einige Gedanken zur Musik und speziell zu den Liedern.Wer bisher Gitarren-instrumentalmusik nicht kannte oder nichts damit anfangen konnte, wird sie hier auf angenehme Weise neu entdecken. Zum Teil werden die Lieder von div. Instru-menten harmonisch begleitet.

Hörbeispiele unter: www.gitarrenklang.com

Bestellung:
www.toplife-center.com