Andacht vom 08.12.2006:
Auf dem Weg
Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten ... Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen! ... Denn das ist der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. Johannes 6,35.37.40
Gefangenenlager Calbe. Innerhalb weniger Tage waren wir über 60 000 Gefangene, unter freiem Himmel, preisgegeben der Hitze und dem Regen. Dort lernte ich Durst und Hunger kennen. In meinem Träumen ging ich die Wege, die mein Vater mit mir gegangen war -über die Horizontale und die Diebeskrippe zum Fürstenbrunnen. Da war Wasser, frisches Quellwasser, doch für mich unerreichbar. Dann das Lazarett, dahin dämmernd zwischen Leben und Tod. Irgendwann gab mir jemand ein Neues Testament und ich las, aber ich verstand nichts, außer dass ich mich darüber wunderte, dass in diesem Buch am Anfang viermal eine ziemlich ähnliche Geschichte erzählt wurde.
Schließlich die Heimkehr. Der Stadtkern zerstört, die elterliche Wohnung beschlagnahmt. Ich stand im wahrsten Sinne des Wortes allein auf der Straße. Eine Familie nahm mich auf. Auch ein Arbeitsplatz wurde gefunden. Aber hinter mir lag eine zerbrochene Weltanschauung und niemand wusste, wie verlässlich die neue Ideologie sein würde. Könnte sie endlich den Durst nach wahrem, erfülltem Leben stillen?
Mitten hinein in dieses Suchen und Fragen kamen die Begegnungen mit Jesus Christus durch eine gläubige Familie, eine Jugendgruppe und das Wort Gottes, das ich langsam zu verstehen begann. Endlich war ich zu Hause angekommen. Der Durst war gestillt und der Hunger hatte ein Ende, auch wenn es in jener Zeit äußerlich noch an vielem mangelte. Damals habe ich erlebt, was der Psalmdichter bildhaft so beschrieben hat: "Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen - deine Altäre, HERR Zebaoth, mein König und mein Gott. Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; die loben dich immerdar." (Ps 84,4.5)
Rolf Winkler
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
