Andacht vom 11.11.2007:
Im Grunde so einfach
... Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Matthäus 18,3
Plötzlich stand sie vor mir und sah aus wie ein kleiner Engel im Schnee. Es war das dreijährige Mädchen einer Studentenfamilie, das mir schon einige Male auf dem Gelände der Hochschule begegnet war. Mir fiel gleich ihre bunte, warme Mütze mit den leuchtend schönen Farben auf, die ihren Kopf mit den lustigen Augen vor der Kälte schützen sollte.
"Hast du aber eine tolle Mütze", sagte ich zu ihr. Und sie antwortete: "Ja, die ist wirklich schön, und sogar die Tiere freuen sich darüber." Dabei strahlten ihre Augen und verliehen ihr eine Sicherheit, die mich zum Staunen brachte.
Dass die Tiere sich über eine so bunte Mütze freuen, hatte ich noch nicht gewusst. Dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los. Hatte ich jemals über so etwas nachgedacht? Spielt die Freude der Tiere in der Natur in meinem Denken überhaupt eine Rolle? Mir wurde bewusst, dass mein Gedankenhorizont häufig nicht weiter reicht als bis zu nüchternen, rationalen Erwägungen, bei denen das im Mittelpunkt steht, was ich brauche und haben möchte.
Und plötzlich ging mir auf, dass dieser kleine "Engel im Schnee" vielleicht Recht hatte. Die Welt, die uns umgibt und in der wir leben, ist viel größer und weiter, als wir nur ahnen können. Es ist eine Welt mit vielen Schönheiten, Rätseln und Geheimnissen, für die wir als Erwachsene den Blick schon fast verloren haben. Oder es fehlt uns an der Zeit, diesen Dingen nachzugehen. Nur manchmal, wenn wir vielleicht im Urlaub an einem wundervollen Strand im Sand liegen oder uns die Schönheit des Hochgebirges fasziniert, erkennen wir: Uns umgibt mehr, als nur eine Welt der Vernunft, des Funktionierens und Haben-Wollens.
Gott beschenkt uns mit so vielen Dingen, manchmal mit der unbekümmerten Freude eines kleinen Kindes. Oder auch mit einem neuen Blick für Dinge und Sachverhalte, die uns schon längst aus dem Blickfeld geraten waren. Gerade für diese kleinen Freuden und Schönheiten sollten wir auch heute offen und dankbar sein.
Johannes Hartlapp
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
