Andacht vom 13.10.2008:
Gott fügt alles wunderbar
Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind. Römer 8,28
Bei Schicksalsschlägen in jüngeren Jahren wollten mich wohlmeinende Leute trösten, indem sie sagten: "Nun kannst du andere Menschen mit ähnlichen Nöten besser verstehen." Damals hätte ich auf einen solch schmerzlichen Lernprozess lieber verzichtet. Gelegentlich war mein Umgang mit Gott auch von der Frage geprägt: "Warum muss gerade mir das widerfahren?" Später, mit ein wenig mehr "Gelassenheit", begriff ich den Wahrheitsgehalt jenes gut gemeinten "Trostes". Und tatsächlich: Vor dem Hintergrund eigener Erlebnisse ist es möglich, mit den Problemen anderer Menschen besser umzugehen. Viele sind für ein verständnisvolles oder ermutigendes Wort dankbar.
Paulus sprach aus seiner Erfahrung mit Gott, als er schrieb: Alles "... [soll] zum Guten mitwirken" (Rö 8,28 EB). Manchmal erleben wir das direkt und nachprüfbar; manchmal müssen wir lange darauf warten oder die Erfüllung in die Zukunft des Reich Gottes "verschieben".
Das zumindest ist denen, die Gott lieben, auf alle Fälle sicher! Beim aufmerksamen Lesen des Andachtstextes in der Bibel zeigt es sich, dass dieser Vers inhaltlich mit dem nächsten zusammengehört: Alles, was uns begegnet und somit für uns zum Guten mitwirkt, ist auch eine Chance, Jesus ähnlicher zu werden.
So könnte ich in Krankheitstagen mehr Zeit finden, im Gebet mit Gott zu reden und neu auf sein Wort zu hören. Ich lerne, geduldiger zu werden, Dinge loszulassen und mein Leben ohne Bitterkeit in Gottes Hände zu legen.
Allerdings müssen wir auch erleben, dass man nicht alle Not abwenden, nicht jedes Problem lösen kann. Wir dürfen uns aber solidarisch erweisen mit dem, der leidet, und zur Überwindung der Krise oder zumindest zur Linderung beitragen, wenn wir zum Beispiel sagen: "Ich verstehe dich! Ich weiß, wie du dich jetzt fühlst."
"Hast du schon einmal an Gott gezweifelt?", fragte mich kürzlich jemand, und sein Gesicht hellte sich auf, als ich ehrlich mit Ja antwortete. Solche Ehrlichkeit schafft Vertrauen und ist manchmal wie Balsam für die Seele. Menschen, "die Gott lieben", dürfen seine Wirklichkeit erfahren. Das stärkt die Hoffnung, dass Christus ganz nahe ist, uns versteht, begleitet, den Überblick behält und letztlich alles gut macht.
Albrecht Höschele
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.