Andacht vom 13.12.2008:
"Seitenblicke"
Liebe Brüder, haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person. Denn wenn in eure Versammlung ein Mann käme mit einem goldenen Ring und in herrlicher Kleidung, es käme aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung und ihr sähet auf den, der herrlich gekleidet ist, und sprächet zu ihm: Setze du dich hierher auf den guten Platz! und sprächet zu dem Armen: Stell du dich dorthin! oder: Setze dich unten zu meinen Füßen!, ist's recht, dass ihr solche Unterschiede bei euch macht und urteilt mit bösen Gedanken? Jakobus 2,1-4
Wem Kloster und Kathedralen einen Besuch wert sind, dem ist sicherlich nicht entgangen, dass früher Adelige und wohlhabende Kaufleute ihren festen Sitzplatz in der Kirche hatten. Oft mit Namen versehen, waren diese Stühle in den vorderen Reihen oder im Chorgestühl platziert, so dass man von dort aus nicht nur ungestört den Gottesdienst verfolgen, sondern sich auch dem Fußvolk zeigen konnte. "Sehen und gesehen werden", lautete wohl damals für manchen die Devise. Nicht nur im Mittelalter, sondern schon im 1. Jh. standen, so unser Bibeltext, Menschen in der Gefahr, ihre Mitgläubigen je nach Bildung, Einfluss oder finanziellem Status unterschiedlich zu behandeln.
Könnte es sein, dass die Botschaft des Jakobus auch heute noch topaktuell ist?
Behandeln wir alle Menschen in Gedanken, Worten und Taten gleich?
Wie gehen wir mit "Witwen und Waisen" um, mit den Menschen, die uns unser Engagement für sie nie zurückzahlen können?
Wie gehen wir mit Menschen um, bei denen für uns persönlich nichts herausspringt?
Wer hat das Sagen in der Gemeinde? Steht der Einfluss eines Gemeindeglieds in direktem Zusammenhang mit seinem Reichtum oder seinen sozialen Verhältnissen?
"Herr, prüfe mich und zeig' du mir, wo ich Menschen mit unterschiedlichen Maßstäben behandle."
Christian Frei
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.