Andacht vom 01.03.2009:
Kennen und kennen
"In Treue will ich mich mit dir verloben, und du wirst den HERRN erkennen!" Jer 31,34
Zwei Brüder hatten sich recht unterschiedlich entwickelt. Während der eine ein bekannter Schauspieler geworden war und an vielen großen Bühnen zu Hause war, schlug der andere den Beruf des Predigers ein.
Bei einer Familienfeier wurde der Schauspieler gebeten, doch eine kleine Kostprobe seines Talents zu geben und etwas aus seinem Repertoire vorzutragen. Dieser wollte schließlich diesem Wunsch nachkommen und erhob sich, indem er ein Buch aufschlug und daraus den Psalm 23 vorlas. Das heißt, er rezitierte diesen Psalm nach allen Regeln der Kunst, wie er es gelernt und schon des öftern getan hatte, so dass die Zuhörer von der Art des Vortragens begeistert waren.
In den einsetzenden Applaus winkte der Künstler seinem Bruder zu und meinte, ob nicht auch er diesen Psalm zum Besten geben wolle, schließlich handle es sich um einen Text, der auch ihm gut bekannt sein dürfte.
Der Prediger stand auf und begann gleichfalls mit den Worten: "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln ...", als die Gäste allmählich verstummten und man am Ende die berühmte Stecknadel hätte können fallen hören, so ergriffen waren die Zuhörer diesmal.
Da erhob sich der Schauspieler noch einmal und sagte in schlichten Worten: "Ich habe Euch von dem Hirten erzählt. Mein Bruder aber kennt ihn ..."
Georg Brunet
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.