Andacht vom 31.05.2009:
Großes Gebet - geringe Erwartung?
Und als sie die Stimme des Petrus erkannte, tat sie vor Freude das Tor nicht auf, lief hinein und verkündete, Petrus stünde vor dem Tor. Sie aber sprachen zu ihr: Du bist von Sinnen. Doch sie bestand darauf, es wäre so. Da sprachen sie: Es ist sein Engel. Apostelgeschichte 12,14.15
Ein Tag ist zu Ende gegangen, und wie schon in den Tagen davor versammeln sich einige Christen, um miteinander im Gebet die Nacht zu verbringen.
Schreckliches ist in der letzten Zeit geschehen. König Herodes hat Jakobus, den Bruder des Johannes, töten und nun ebenfalls Petrus gefangen nehmen lassen. Die Gemeinde ist sich des Ernstes der Lage bewusst, und sie betet ohne Aufhören, dass Gott eingreift und Petrus freikommt. Die Hoffnung auf ein Wunder ist berechtigt, schließlich wurde Petrus schon einmal auf ungewöhnliche Weise aus dem Gefängnis befreit (Apg5,17f.).
Auch dieses Mal erhört Gott Gebete, lässt die Ketten von Petrus abfallen und öffnet Gefängnistüren. So steht der Apostel nun vor Marias Haus. Man sollte annehmen, dass er jetzt freudig begrüßt und schnell hereingelassen würde. Doch weit gefehlt. Da beten alle um ein Wunder, und als es geschieht, meinen sie, es könne gar nicht Petrus sein, der da vor der Tür stehe, sondern vielleicht sein Engel. Wie groß war ihre Bitte - und wie klein war ihre Erwartung!
An diesem Punkt finde auch ich mich plötzlich wieder. Wenn ich im Gebet um etwas bitte, erwarte ich dann auch wirklich, dass Gott es erfüllt? Wenn ich um Großes bete, hoffe und denke ich auch so groß von Gott? Oder erwarte ich gar keine Antwort? Wie stark ist mein Vertrauen darauf, dass Gott Großes vollbringt, und das auch heute?
Wenn meine Kinder mich um etwas Wichtiges bitten, werde ich sie nicht enttäuschen und mich für sie einsetzen. Wenn wir Menschen schon so mit unseren Kindern umgehen, warum sollte Gott uns im Regen stehen lassen? Er ist doch unser Vater!
Es fällt mir schwer, um Großes zu beten und Großes zu erwarten, weil ich in meinem Denken und meiner Vorstellung begrenzt bin. Und doch ist es möglich, Vertrauen zu lernen, zu hoffen und Gott beim Wort zu nehmen, dass er große Dinge tut.
Ich wünsche dir und mir heute den Mut, Großes zu erbitten und eine Fülle des Segens zu erwarten.
Dagmar Genzel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.