Andacht vom 09.08.2004:
Der Brückenschlag
Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben. Römer 8,32
Über den Mississippi schwingt sich eine Eisenbahnbrücke, die man zum Teil hochziehen kann, um Schiffe passieren zu lassen. Eines Tages erhielt der Brückenwart einen Telefonanruf, der ihm einen Sonderzug ankündigte. Der Wart hatte diesmal seine beiden Kinder zur Plattform mitgenommen. Er ließ sie nach dem Anruf dort und stieg auf den Kontrollturm, um die Verankerung zu lösen und das Triebwerk einzuschalten.
Gerade wollte er die Motoren anlassen, da sah er einen Schuh aus dem Triebwerk ragen: Sein Sohn war aus Neugier dahinein gekrochen. Was nur tun? Hinuntersteigen, den Jungen herausziehen und wieder hinaufklettern würde mindestens zehn Minuten dauern. Und in drei Minuten war der Schnellzug da, vollbesetzt. Mit rasender Geschwindigkeit würde er entgleisen, in das hochgezogene Brückenteil krachen und mit sämtlichen Passagieren in den Fluss stürzen. Etwa 500 Menschenleben hingen von der Entscheidung dieses Mannes ab. Den Vater schauderte, dann drückte er entschlossen die Hebel herab. Das Triebwerk brüllte auf. Kreischend drehten sich die mächtigen Zahnräder, senkten die Brücke im letzten Augenblick über die Leere. Der Schnellzug donnerte vorüber. Der Brückenwart hämmerte mit den Fäusten an die Fenster seines Turmes und schrie: "Ihr Leute, wisst ihr nicht, was ich geopfert habe, damit ihr weiterleben könnt?" Es kümmerte sie nicht, denn sie wussten nichts davon.
Und wir? Wie antworten wir auf Gottes unsagbare Liebe? Ist uns der überaus teure "Brückenschlag" Christi gleichgültig? Gott gab seinen geliebten Sohn in einen schändlichen Tod, damit wir leben können. Wird uns da nicht warm ums Herz, so dass wir Ja sagen zu Gott und ihn wiederlieben wollen?
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.