Andacht vom 18.06.2010:
Du [Gott] vermahntest sie, um sie zu deinem Gesetz zurückzuführen. Aber sie waren stolz und gehorchten deinen Geboten nicht und sündigten an deinen Rechten, durch die der Mensch lebt, wenn er sie tut, und kehrten dir den Rücken zu und wurden halsstarrig und gehorchten nicht. Nehemia 9,29
Gleich als ich aufwachte, merkte ich es: Ich hatte einen "Zug bekommen" und nun war mein Hals steif. Es schmerzte, wenn ich ihn bewegen wollte. So war ich gezwungen, stur geradeaus zu schauen. Was rechts und links oder hinter mir geschah, konnte ich nicht wahrnehmen. An Autofahren war nicht zu denken und auch sonst war ich stark eingeschränkt.
Es machte mir keine Freude, mit dieser Beschränkung zu leben. Welch eine Wohltat, als dann durch eine Wärmebehandlung der Schmerz wieder verschwand und meine "Halsstarrigkeit" ein Ende hatte.
Halsstarrigkeit - das war es, was Gott seinem Volk vorwarf. Nehemia brachte das in seinem oben zitierten Bußgebet auf den Punkt. Vieles von dem, was das Leben für die Heimkehrer so erschwerte, hing mit der Halsstarrigkeit ihrer Vorväter zusammen. Sie hatten viel erreicht und waren stolz darauf, weil es die Frucht der eigenen Klugheit und Tatkraft zu sein schien. Gott spielte dabei nur noch eine Rolle als Kultfigur; er wurde zwar verehrt, aber nach seinem Willen fragte kaum noch jemand. Das konnte nicht gut gehen und brach dem Volk der Juden schließlich das Genick - um im Bild zu bleiben.
Nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil ging es eine Weile gut, aber die innere Rückkehr war nicht von Dauer. Stephanus, der erste christliche Märtyrer, warf seinem Volk später vor: "Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr." (Apg 7,51)
Halsstarrigkeit, ein verstocktes Herz, taube Ohren - muss eine Beziehung zu Gott wirklich so enden? Gott sei Dank nicht! Und zwar deshalb nicht, weil er uns jeden Tag neu seine heilende Liebe anbietet.
Spüren wir noch die Wohltaten, die Jesus Christus in unser Leben gebracht hat? Er schenkte uns den Glauben. Wir brauchen nicht länger stur und verbissen unseren Weg zu gehen. Wir können die Umwege, die Gott uns führt, annehmen. Wir können nach hinten schauen und auf andere Rücksicht nehmen. Vor allem aber: Immer wieder können wir neu zu Gott umkehren und frei werden von allem, was uns hindert, Gottes Gebote zu befolgen.
Günther Hampel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.