Andacht vom 17.06.2010:
Da erhob sich ein gewaltiger Sturm auf dem See, sodass auch das Boot von Wellen zugedeckt wurde. Er aber schlief. Und sie traten zu ihm, weckten ihn auf und sprachen: "Herr, hilf, wir kommen um!" Matthäus 8,24.25
Jesus hatte den ganzen Tag gepredigt. Er war müde, abgespannt, stieg ins Boot und schlief ein. Im Boot verbrachten die Jünger viele Stunden ihres Lebens. Mit ihm verdienten sie den Lebensunterhalt.
Jesus steigt in das Leben der Menschen ein und diese nehmen ihn mit und in ihr Leben auf, denn sie wollen mit Jesus zusammen sein, ihn hören, erfahren und erleben. Das ist Christsein: das Leben und den Alltag bewusst mit Jesus zu führen, ihn darin aufzunehmen. Er will sich von uns aufnehmen lassen, um uns nicht allein zu lassen.
Die Jünger fuhren zunächst mit dem Schiff gemütlich los. Plötzlich kam ein Sturm. Sie kämpften um ihr Leben - und Jesus schlief. Da nahmen sie Jesus mit, fuhren ihn dorthin, wohin er wollte, sorgten sich um ihn, mühten sich für ihn - und Jesus schlief nun, als sie ihn brauchten. Die Jünger hatten Angst und sie mussten Jesus erst wecken. Bekam er nicht mit, was passierte? War es ihm egal, was geschah?
Wir haben sicher erfahren, wie gut Gott zu uns ist, doch es kommen auch die Schattenseiten des Lebens, die dunklen und hässlichen Erlebnisse, wenn wir allein und verlassen sind, wenn wir nicht mehr können oder alles zu viel ist, wenn sich nichts mehr bewegt. Erschütterungen, Beben, Stürme in meinem Leben oder für meinen Glauben: Krankheit, Scheidung, Unfall. Wo ist Gott? Sieht er mein Unglück, hört er mein Schreien, kennt er meine Not nicht? Warum kümmert er sich nicht um mich?
Jesus lässt mich machen, wenn ich meine, etwas besser zu können, so wie die Jünger, die von der Seefahrt Ahnung hatten. Sie ließen Jesus schlafen, sie brauchten ihn nicht. Gibt es in meinem Leben Bereiche, wo ich Jesus lieber "schlafen lasse", ihn für wichtigere Dinge verschone? Wo ist mein Glaube im Alltag, in der Freizeit? Jesus lässt Unglücke und Situationen zu, die uns zweifeln lassen, auch Ängste, Nöte, Schwierigkeiten und Probleme - aber nicht, damit wir sie im Alleingang lösen, sondern erkennen, wie sehr wir ihn für unser Leben brauchen.
Was immer auch geschieht - wir können wissen: Jesus ist da! Er möchte mit uns leben und steigt mit uns in das Leben ein. So wie Jesus die Naturgewalten beruhigte, will er die Stürme und Gewalten stillen, die unser Leben bedrohen, auch wenn wir Angst haben und unser Glaube klein ist. Er ist da!
Gerhard Menn
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
