Andacht vom 30.08.2004:
Der Auferstandene
Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Johannes 11,25
Dieses überaus wichtige Wort Jesu stammt aus einem Gespräch mit Martha. Trotz ihrer Enttäuschung über Jesu verspätetes Eintreffen ist Martha überzeugt, dass sie ihren verstorbenen Bruder einst wiedersehen wird. Jesus bestärkt sie in ihrer Zuversicht: Er verknüpft das Geschehen der Auferstehung unlösbar mit seiner Person: "Ich bin die Auferstehung und das Leben." Das sagt er, als seine eigene Auferstehung noch bevorsteht.
Wo immer Christi Auferstehung bezeugt wird, sollte weniger das Ereignis als vielmehr der Gottessohn im Mittelpunkt stehen. Beim Bejahen des Auferstehungsgeschehens geht es nicht so sehr um eine Angelegenheit des Verstandes wie des Glaubens. Jesus fragt Martha nicht: Begreifst du das?, sondern: Glaubst du das? Glaube bedeutet nicht Zustimmung zu einem Dogma, sondern Hingabe an Jesus. Martha bejahte uneingeschränkt. In ihrem Blickfeld stand nicht mehr der verstorbene Bruder, sondern Christus.
Die Auferstehung des Lazarus war gewiss ein Höhepunkt im Wirken Jesu. Das Wichtigste dabei war aber nicht das Erlebnis des Lazarus; es bedeutete für ihn zunächst nur ein Hinausschieben des Lebensendes und noch nicht die endgültige Überwindung des Todes. Das Bedeutende im Bericht des Johannes ist die Vollmacht Jesu, die sich an Lazarus offenbarte. Damals geschah zweierlei: Viele wurden gläubig, aber die Obersten verschworen sich zu einem Anschlag auf Jesus. Wo das Evangelium christozentrisch verkündigt wird, bahnt sich stets eine Entscheidung an. Dem Glaubenden bleibt der Blick auf die Zukunft mit der Hoffnung auf den wiederkehrenden Heiland. Krankheit und Tod können den nicht zu Fall bringen, der an Jesu Liebe und Allmacht glaubt.
Ludwig Martin
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
