Andacht vom 03.07.2010:
So seid nun Gott untertan. Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch. Jakobus 4,7
Ein Vogelnest im Schornstein hat vor einigen Monaten einer dreiköpfigen Familie in Herne das Leben gekostet. Die Mutter und ihre beiden Kinder starben in der Wohnung an einer Kohlenmonoxidvergiftung, weil das Abgas der Badezimmertherme wegen des Vogelnests im Kamin nicht abziehen konnte und die Fenster und Türen geschlossen waren. Die Störungsanzeige an der Therme hatten sie offenbar übersehen. Dass Vögel ihre Nester in Schornsteinen bauen, kommt immer wieder einmal vor. Doch selten sind die Folgen so tragisch wie in diesem Fall.
In geistlicher Hinsicht kommt es dafür umso häufiger zu solchen Tragödien - dann nämlich, wenn Menschen einer Versuchung zur Sünde bereitwillig nachgeben und ihr im "Herzen" - im Denken, Fühlen und Wollen - Raum gewähren. In einer Predigt über Galater 5,16-24 verwies Martin Luther 1531 auf die Aussage eines Kirchenvaters, der gesagt haben soll: "Du kannst nicht hindern, dass die Vögel über dich hinfliegen, aber wir wollen ihnen nicht erlauben, dass sie auf unserem Haupte Nester bauen." (Weimarer Ausgabe der Lutherschriften, Bd. 34 II, S. 196f.)
Wenn bestimmte Gedanken sich im Kopf einnisten, kann das eine ebenso nachhaltige Wirkung haben wie ein scheinbar harmloses Vogelnest im Kamin. Wir können zwar nicht vermeiden, dass die Versuchungen zur Sünde uns locken oder bedrängen, aber verhindern, dass sie von uns Besitz ergreifen und uns von innen her vergiften.
Gott weiß sehr wohl um unsere Schwäche und Versuchbarkeit; doch er will, dass wir die Sünde beherrschen und ihr in seiner Kraft widerstehen. So jedenfalls lautete Gottes Aufforderung an Kain: "Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie." (1 Mo 4,7) Doch Kain ließ seinen negativen Gedanken und Empfindungen freien Lauf, bis diese ihn schließlich zum Mord an seinem Bruder veranlassten.
Welchen Gedanken und Gefühlen habe ich "Wohnrecht" gewährt, die geeignet sind, mir oder anderen Schaden zuzufügen? Habe ich die "Störungsmeldung" meines Gewissens beachtet, das mich vor der drohenden Gefahr warnen will? Öffne ich die Fenster und Türen meines Herzens für Gott, damit sein Geist mich durchweht und die giftigen "Abgase" der Sünde vertreibt? Lebe ich auch heute aus der Verbindung zu Christus, der mir die Kraft schenkt, nach seinem Willen zu leben?
Rolf J. Pöhler
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
