Andacht vom 01.09.2004:
Hoffnung
Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsere Zuversicht. Psalm 62,9
So leicht kann man es sich machen! mag der kritische Bibelleser denken. Und sieht es nicht wirklich so aus, als bestätige dieses Wort des Psalmisten alle Vorurteile gegenüber frommen Zeitgenossen? Da geht die Welt aus den Fugen - und das "Patentrezept" dieses Gottesmannes lautet: Hofft auf Gott, liebe Leute! Als ob das eine Lösung wäre! Zugegeben, wer heute noch von Hoffnung spricht, in einer Welt, die in jeder Hinsicht von Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet ist, der macht sich schon verdächtig. Und wer gar für sich in Anspruch nimmt, Hoffnung zu haben, muss sich gefallen lassen, dass man ihm mit Vorsicht begegnet.
Misstrauen ist angesagt gegenüber allen, die mit Patentrezepten im Blick auf die Zukunft hausieren gehen. Zu oft schon haben sie sich als Scharlatane und Betrüger erwiesen. Könnte das auch für den Verfasser des obigen Psalmwortes gelten?
Wer die Berichte des Alten Testamentes aufmerksam liest, kommt zu einem anderen Schluss. Hier hat sich nicht ein Träumer oder Fantast zu Wort gemeldet, um mit seinen Weisheiten die Welt zu beglücken. Was David zu sagen hat, ist konkrete Erfahrung. Er spricht von Begebenheiten, die er mit Gott erlebt hat - einem Gott, dessen Wirklichkeit er gerade in kritischen Situationen erfahren hat. Er weiß, wovon er redet, wenn er zur Hoffnung auf Gott aufruft. Es ist die eindeutige Feststellung, dass es zu dieser Hoffnung, die sich ganz und gar auf den lebendigen Gott und sein Handeln in unserem Leben konzentriert, keine wirkliche Alternative gibt. Habe ich das auch erkannt?
Hier sind wir an einem entscheidenden Punkt angelangt. Dieser Gott, der vor rund 3000 Jahren im hoffnungsorientierten Leben des David im Mittelpunkt stand, ist auch heute noch da, um mein Leben mit Hoffnung zu erfüllen - mit Hoffnung, die Hand und Fuß hat; mit Hoffnung, die bis in die Ewigkeit reicht, weil sie auf den wiederkommenden Herrn Jesus Christus gerichtet ist.
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.