Andacht vom 02.09.2004:
Kopfsprung
Unser Gott ist ein schützender Fels. Er ist es, der mir Kraft zum Kämpfen gibt und einen geraden, gut gebahnten Weg. Er macht meine Füße gazellenflink und standfest auf allen steilen Gipfeln. Er bringt meinen Händen das Fechten bei und lehrt meine Arme, den Bogen zu spannen. Psalm 18,33-35 (Die Gute Nachricht)
Sie steht vor der Sprunggrube im Stadion. Die Sportlehrerin zieht fragend die Augenbrauen hoch. "Das ist der letzte Sprung, jetzt musst du dich aber anstrengen!" Dem Mädchen zittern die Knie. Als ob sie sich nicht immer angestrengt hätte! Aber da ist eine Blockade in ihr. Etwas hemmt sie. Sie hört die Worte ihres älteren Bruders: "Unsportlich bis dahinaus! Was kannst du überhaupt?" Sie denkt: Ja, er hat recht. Ich bin ein Versager auf der ganzen Linie. Ich schaffe es nie." Und als sie losläuft, merkt sie schon, dass es wieder danebengeht. Sie springt mit dem falschen Bein ab und lässt sich dann auch noch nach hinten fallen.
Die Lehrerin schüttelt den Kopf. Das Mädchen setzt sich in den Sand. Sie hatte es gewusst: "Ich schaffe es nicht." Mittags hat sie keinen Appetit. Der Vater fragt, warum. Er spürt die Angst seiner Tochter, nie Erfolg zu haben. Da sagt er eine Besprechung ab und packt die Badetasche. "Wir gehen jetzt ins Schwimmbad", schlägt er vor. "So zum Spaß." Dort toben die beiden im Wasser. Ganz nebenbei zeigt der Vater der Tochter den Kopfsprung. Zuerst will sich alles in ihr ver-krampfen, aber dann kann sie den Sprung. Dieser Neubeginn hilft ihr aus dem Teufelskreis von Angst und Versagen. Sie weiß jetzt: Ich kann!
Dieses Erlebnis machte es dem Mädchen leichter, Gott zu vertrauen. Dass der große Schöpfer des Universums Interesse hat an ihrem kleinen Schicksal, wurde für sie glaubhaft, weil ihr vielbeschäftigter Vater sie wichtig nahm und ihr zuliebe Termine verschob.
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.