Andacht vom 11.08.2010:
Das Boot war schon weit vom Land entfernt und kam in Not durch die Wellen; denn der Wind stand ihm entgegen. Matthäus 14,24
Das war ein Tag, den sie nicht so schnell vergessen würden! Die Jünger hatten Jesus gebeten, das Volk wegzuschicken. Aber er wollte Menschen, die Hunger hatten, nicht mit einer Handbewegung verabschieden. Er bat seine Jünger, ihnen etwas zu essen zu geben - und tatsächlich: Unter ihren Händen hatten sich fünf Brote und zwei Fische auf wundersame Weise vermehrt, sodass alle satt wurden. Welch ein Tag!
Aber nun hatte Jesus sie fortgeschickt. Ihre Hände, die eben noch das Brot an die Vielen verteilt hatten, sollten nun das Boot mit kräftigem Ruderschlag ans andere Ufer bringen. Jesus wollte an Land bleiben, um zu beten. Wie schnell wurden die Jünger vom Alltag eingeholt. Eben noch die Hochstimmung nach dem Wunder, an dem sie beteiligt gewesen waren. Und nun gerieten sie weit vom Land entfernt in ein schweres Unwetter, dazu finstere Nacht. Manchmal kommt wirklich alles zusammen!
Sicher wäre es besser gewesen, an Land zu bleiben und den Morgen abzuwarten. Aber Jesus hatte sie doch selbst auf den See geschickt, auch das Ziel vorgegeben, zu dem sie vorausfahren sollten. Wer Menschen aufforderte, das sichtbare Ufer zu verlassen, einfach ins Dunkle loszurudern, ins Ungewisse hinein, der musste doch wissen, dass er damit auch eine Verantwortung übernahm.
Während Jesus betete, waren seine Gedanken auch bei seinen Jüngern. "Er sah, dass sie sich abplagten beim Rudern, denn der Wind stand ihnen entgegen." (Mk 6,48) Da hielt er es nicht mehr aus, begab sich selbst in den Sturm hinein und ging auf dem Wasser zu ihnen.
An dieser Stelle der Geschichte atme ich tief durch und denke an die Stunden und Tage, an denen ich mich "beim Rudern abplagte", und an die Menschen, denen heute "der Wind entgegenstehen" mag. Es macht mir Mut zu wissen, dass Jesus unsere Mühen und Anstrengungen sieht und dann auf unserer "stürmischen See" auch zu uns kommt. Er steigt gerade bei den dunklen und stürmischen Wegstrecken in unser Boot und bringt uns sicher ans Ufer zurück.
Herr Jesus, ich danke dir, dass du uns nie aus den Augen und Gedanken verlierst und du gerade in stürmischen Zeiten in unser Boot kommen willst.
Johannes Fiedler
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.