Andacht vom 07.10.2010:
Josef brachte auch seinen Vater Jakob hinein und stellte ihn vor den Pharao. Und Jakob segnete den Pharao. 1. Mose 47,7
Als Gläubige wünschen wir einander oder anderen Menschen "Gottes Segen". Und in Gottesdiensten wird der Segen Gottes zugesprochen oder einander zugesungen. Das geht auf eine alte biblische Tradition zurück (siehe 4 Mo 6,23-27).
Welch eine Segensszene: Der Pharao stand in einer großen Thronhalle, umgeben von Glanz und in seinem Gefolge Minister, Priester und Offiziere. Jakob dagegen war ein greiser Hirte, fast wie aus einer anderen Welt. "Der Patriarch war ein Fremdling an Königshöfen, aber inmitten großartiger Landschaften hatte er mit einem Mächtigeren Umgang gehabt. Und so erhob er jetzt im Bewusstsein seiner Überlegenheit die Hände und segnete Pharao." (Ellen G. White, Patriarchen und Propheten, S. 207) Jakob sagte in dem kurzen Gespräch zum Pharao: "Wenig und böse ist die Zeit meines Lebens." (1 Mo 47,9) Trotzdem war er nicht verbittert, sondern fühlte sich von Gott reich gesegnet. Dieses Bewusstsein machte ihn bereit, den Segen Gottes auch dem mächtigsten Mann seiner Zeit zuzusprechen.
Jakob zeichnete eine große Würde aus, die etwas mit dem Segen zu tun hatte. Was wir Würde nennen, ist der Abglanz der Herrlichkeit Gottes auf einem Menschen. Von diesem Abglanz können und sollen wir etwas an unsere Mitmenschen weitergeben.
Das Segnen ist die Weitergabe des göttlichen Zuspruchs. Das kann durch eine Fürbitte geschehen, durch ein Gebet mit Handauflegung oder durch einen Segensspruch oder -wünsch.
Was wären wir ohne die Menschen, durch die wir schon gesegnet wurden? Es hilft uns, wenn wir uns sie und den von Gott geschenkten Segen hin und wieder ins Gedächtnis zurückrufen. Es wird uns gut tun, die Erinnerung an den Segen Gottes und die Vielfalt seines Segnens auch im Herzen zu behalten. Die Gewissheit, Gottes Zuspruch erlebt zu haben, stärkt uns. Und stark bleibt der Wunsch danach, seinen Segen immer wieder zu erleben.
Was wären unsere Mitmenschen ohne den Segen Gottes? Wenn ihnen niemand ihn zuspricht oder für sie betet, werden sie vielleicht nie erfahren, was Gott ihnen alles schenken möchte. Haben wir also den Mut, wie Jakob andere zu segnen, selbst wenn sie - nach menschlichen Maßstäben - über uns stehen.
Dieter Leutert
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.