Andacht vom 28.09.2004:
Nummer oder Name?
Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Jesaja 43,1
Ich saß im Wartezimmer einer Dienststelle und hoffte, bald an der Reihe zu sein. Vor Stunden hatte man mir versprochen: "Sie werden aufgerufen." Endlich: "Nummer 53 nach Zimmer sieben!" Das war ich. Verständlich, dass man uns manchmal zu Nummern macht. Das erleichtert die Arbeit. Die moderne Technik weiß mit Nummern besser umzugehen als mit Namen, darum gibt es Nummern in Ausweisen, auf Fragebögen und Formularen.
Bedenklich wird es, wenn man Menschen nur noch zu Nummern macht. Wir erinnern uns der schlimmen Zeit - und sollten das immer wieder einmal tun -, in der Menschen anstelle ihrer Namen eine Nummer hatten, mit der sie gerufen wurden. Zum Appell mussten die "Nummern" antreten und wurden gezählt - und wehe, wenn eine fehlte. Von Zeit zu Zeit wurden die "Nummern" "reduziert"; sie waren wertlos. Und dabei verbarg sich hinter jeder Nummer ein Mensch mit seiner Lebensgeschichte und seinem Namen.
Ich wohne jetzt in einem kleinen Ort, wo viele einander kennen. Wenn ich zum Arzt gehe, spricht mich erst die Schwester in der Aufnahme und dann der Arzt mit meinem Namen an. Das ist wohltuend und schafft Vertrauen. "Ich habe dich bei deinem Namen gerufen." Für Gott ist niemand eine Nummer. ER kennt unsre Namen, auch meinen, mehr noch, er ruft mich. "Ich kenne die Meinen", sagt Jesus, "sie hören meine Stimme." Unser Textwort endet mit der Zusage: "Du bist mein." Damit will Gott niemanden mit Gewalt an sich binden. Es ist das Wort eines Liebenden an seine Geliebten. Wie antwortest du?
Lothar Reiche
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.