Andacht vom 21.04.2011:
Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand. Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Jakobus 1,13.14
Immer wieder hört man Berichte über Mülldeponien, Transporte mit radioaktivem Abfall oder Lagerstätten für gefährlichen Sondermüll. Die Art und Weise, wie mancher Politiker mit den Altlasten der Industriegesellschaft umgeht, finden wir in unserem Alltag wieder - nämlich dann, wenn es um den Umgang mit Schuld und Sünde geht. Die einen Altlasten (Sondermüll) wie die anderen (Schuld und Sünde) schiebt man gern ab. Hauptsache, sie landen weit weg von zu Hause. Die anderen können ja sehen, wie sie damit fertig werden!
Wie gehen wir mit dem eigenen Versagen, mit eigenen Schwächen und Fehlern um? Kehren wir sie unter den Teppich oder schieben wir sie dem anderen in die Schuhe? Manche sagen: "Der Teufel ist daran schuld." Zur Zeit des Jakobus gab es anscheinend welche, die sogar Gott die Schuld in die Schuhe schieben wollten, wie der Andachtstext zeigt.
Jakobus hält nicht viel von solchen Spielchen. Weder Gott noch Satan, weder mein Partner noch die Katze des Nachbarn sind an dem schuld, was ich verbockt habe. Jakobus betonte die eigene Verantwortung und die Freiheit, die Christen besitzen, sich in jeder Situation neu entscheiden zu können. Leider sind wir uns dieser Freiheit nicht immer bewusst und klagen über Sachzwänge, schwierige Umstände, Charakterschwächen usw.
Weil Gott mich aber so annimmt, wie ich bin, muss ich nicht vor ihm Kosmetik betreiben und mich nur von der Schokoladenseite zeigen. Weil Gott mich bedingungslos liebt, kann ich auch zu meinen Fehlern stehen. Gott bestraft den reumütigen Sünder nicht mit Liebesentzug, wie wir es vielleicht in unserer Kindheit erlebt haben. Gottes Antwort auf ehrliche Selbstkritik ist Vergebung und Heilung. Erst, wenn ich mich zu meinem Müll vor Gott und auch vor anderen bekenne (nämlich dann, wenn sie darunter zu leiden hatten), kann mir Gott helfen.
Zum Schluss noch eine erstaunliche Gesetzmäßigkeit: Je mehr ich mit Gott über meine eigene Schuld und mein Versagen rede, desto weniger rede ich über die Schuld der anderen!
Christian Frei
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.