Andacht vom 14.05.2011:
Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Matthäus 7,7
Als ich diesen Text vor 20 Jahren zum ersten Mal hörte, war ich begeistert. Toll!, dachte ich. Wie einfach doch das Christenleben ist!
Leider habe ich diese Worte viel zu häufig falsch interpretiert. Worum habe ich Gott nicht alles gebeten: Als Kind hatte ich häufig Nasenbluten und bat Gott darum, dass es doch endlich aufhören solle - es hörte aber nicht auf. Ich bat Gott darum, einen Gegenstand wiederzufinden, den ich verloren hatte - ich habe ihn aber nicht gefunden. Als Jugendlicher bat ich um eine Freundin - und bekam keine. Als Erwachsener bat ich um mehr Geld - und habe ein finanzielles Desaster erlebt.
Warum hatte Gott mich nicht erhört? Weshalb ließ er mich immer wieder so hängen? Schließlich kam ich zu dem Entschluss, dass ich Gott in meinem Leben nicht mehr brauche. Er half mir ohnehin nicht und meine Bitten schienen ihm gleichgültig zu sein.
Nun, zwanzig Jahre nachdem ich diesen Text das erste Mal gehört habe, stelle ich rückblickend fest, dass Gott - obwohl er meine Bitten nicht erhört hat - mich stets begleitet hat. Ich habe gelernt, mich nicht so sehr an materielle Dinge zu klammern. Das hat mich freier gemacht. Wenn ich heute Nasenbluten habe, gehe ich gekonnter damit um - und kann mehr Blut sehen, als manch anderer. Heute bin ich froh, dass Gott mir damals keine Freundin geschenkt hat - heute hat er mich mit meiner Frau mehr als gesegnet. Ich bin durch finanzielle Durststrecken gegangen - und heute kann ich viel besser mit Geld umgehen als je zuvor.
Gott hat mit Sicherheit alle meine Gebete gehört. Er hat meine Bitten zwar nicht so erfüllt, wie ich es mir gewünscht habe, aber er wusste von Anfang an, was das Beste für mich ist. Wenn ich heute vor einem großen Ereignis stehe oder einen großen Wunsch habe, lege ich alles in Gottes Hand. Ich kann ihm vertrauen - nicht zuletzt, weil ich heute weiß: Wenn etwas nicht so eintritt, wie ich mir das wünsche, bedeutet dies nicht, dass er mich nicht erhört hat, sondern dass er noch etwas viel Besseres mit mir vorhat.
Gott gibt uns nicht einfach so, wie wir uns das vorstellen. Er denkt an die Zukunft und macht uns bereit für die Ewigkeit. Wichtig ist, dass wir mit ihm in Verbindung bleiben, täglich mit ihm sprechen, in seinem Wort lesen und ihm vertrauen.
Rene Seiffert
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.