Andacht vom 03.06.2011:
Ich habe hier auf der Erde den Menschen gezeigt, wie herrlich du bist. Ich habe deinen Auftrag erfüllt. Johannes 17,4 (Hoffnung für alle)
Das Bild, das sich die Menschen von Gott machten, war im Laufe der Zeit sehr entstellt worden. Jesus war mit dem Auftrag gekommen, dieses Bild zu "restaurieren" und die leuchtenden Farben des Originals wieder sichtbar werden zu lassen. "Ich habe den Menschen gezeigt, wer du bist", sagte er im sogenannten hohepriesterlichen Gebet zu seinem Vater (Joh 17,6a Hfa).
Wo sich falsche Gottes Vorstellungen verfestigen, gehen die Fragen des Menschen einseitig in eine Richtung: Was fordert Gott? Was muss ich tun und wie kann ich Gott zufriedenstellen und gnädig stimmen? Welche Gebote muss ich erfüllen? Was fehlt mir noch zu meinem Heil?
Wenn sich solche Gedanken bei uns in den Vordergrund drängen und mit dem Anrecht auf das ewige Leben verbunden werden, sind wir restlos überfordert, weil wir diese Ansprüche aus eigener Kraft nie erfüllen können. Lediglich der Pharisäertyp klopft sich auf die Schulter und sagt: "Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie andere Leute." (Lk 18,11 Hfa)
Dieses heidnische Leistungsdenken hat Jesus schonungslos entlarvt, weil es am Wesen Gottes vorbeigeht. Wie armselig und mühevoll ist doch die Vorstellung, dass ich mit einer Liste meiner guten Taten vor Gott erscheine und den mir "zustehenden Lohn" erwarten darf. Jesus hat in seinem Leben und seiner Lehrtätigkeit deutlich gemacht, wie liebevoll und gnädig Gott ist. Darin besteht Gottes Herrlichkeit, wie schon Mose sie gezeigt bekommen hatte (siehe 2 Mo 33,18.19; 34,6). Er neigt sich zu uns herab, sucht die Verlorenen und heilt die Zerbrochenen. Selbst die größte Not eines Menschen kann er zum Guten wenden. Den Gottesdienstbesuchern in Nazareth rief Jesus zu: "Jetzt erlässt Gott alle Schuld." (Lk 4,19b Hfa)
Nicht die "frommen Marathonläufer" werden von Jesus glücklich gepriesen, sondern "die sich nach Gottes Gerechtigkeit sehnen ... die Barmherzigen ... die ein reines Herz haben" (Mt 5,6-8 Hfa).
Ich bin so froh und dankbar, dass Jesus uns die Herrlichkeit Gottes gezeigt hat - seine Liebe, Gnade, Barmherzigkeit und Geduld.
Johannes Fiedler
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.