Andacht vom 02.07.2011:
Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut. Johannes 1,14a (Neues Leben)
"Wir sind unterwegs und der Weg ist das Ziel." Nach dieser Devise fuhren meine Frau und ich mit einem Wohnmobil durch Skandinavien. Die unzähligen Inseln und Schären, großartigen Fjorde, weite Fjälls und majestätischen Berge boten viele abwechslungsreiche Bilder, die einen tiefen Eindruck bei uns hinterließen.
Während ich diese Andacht schreibe, sitze ich auf einer Bank in einem ausgedienten und umgebauten Eisenbahnwaggon der Norwegischen Staatsbahn, der nun als Kapelle dient. Vor mir ist ein Altar und ein Kreuz aus Eisenbahnschienen aufgebaut. Ich lese in englischer Sprache: "Und das Wort wurde Fleisch ..." Ein Text, der zum Nachdenken ermutigt. Einige Urlauber schauen im Vorbeigehen flüchtig zu mir ins "Andachtsabteil" herein, doch den Bibeltext aus dem Johannesevangelium sehen sie nicht. Dazu hätten sie anhalten und hereinkommen müssen.
Warum ist Anhalten nur so schwer für uns? Zugegeben, ein Bahnwaggon erinnert mich auch mehr an Aufbruch und Weiterreise. Innehalten und Aufbruch sind gegensätzliche Begriffe und hängen doch miteinander zusammen. Obwohl ich hier still sitze, sind meine Gedanken unterwegs: Taugen meine Ziele? Möglichst immer in Bewegung sein und Ziele verfolgen - ist das der Sinn? Wohin will ich eigentlich? Was treibt mich an? Was zählt wirklich in meinem Leben?
Das Andachtswort, das ich in dieser ungewöhnlichen Kapelle las, ist unterwegs zu mir. Ich spüre, wie mir Christus, der für mich in die Welt kam und für mich am Kreuz starb, immer näher kommt. "Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut", so schwärmten begeistert Jesu Apostel.
Zu seiner Herrlichkeit finden - genau das ist es. Es geht nicht zuerst darum, jetzt und hier ständig im Leben unterwegs zu sein. Jesus Christus hat sich zu uns auf den Weg gemacht, wurde Mensch und zeigt uns den Weg zu seinem Vater und dadurch zu einem erfüllten und glücklichen Leben. Wir sind unterwegs zu ihm - zum Ziel!
Auch heute können wir uns auf den Weg zu Jesus machen und bei ihm ankommen, ganz gleich, wo wir sind. Halte einfach auf deiner "Tagesreise" einmal an und du wirst spüren, wie Gottes Worte auch dich erreichen.
Jürgen Weller
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.