Andacht vom 06.10.2004:
Bin ich blind?
Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah - das heißt übersetzt: gesandt - und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder. Johannes 9,7
"Gott existiert, ich bin ihm begegnet" heißt ein Buch von A. Frossard. Ich bin ihm nicht begegnet!, wird mancher Skeptiker sagen. Denn mit Augen hat noch niemand Gott gesehen. Aber so ist es ja nicht gemeint.
Für viele gilt nur, was sie mit Händen greifen, mit den Augen sehen oder mit den Ohren hören können. Übersieht man aber bei dieser Betrachtungsweise nicht das Wesentliche? Kann man zum Beispiel Zuneigung sehen, hören oder anfassen? Der Mensch denkt oft zu vordergründig, doch Glaube hat tiefere Dimensionen. So braucht es uns nicht zu wundern, wenn manche von der "Abwesenheit Gottes" reden. Sie haben keine "Antenne" für Gott. Und zu den zahlreichen "Gott-ist-tot"-Theologen sollte man sagen: Der Gott, den ihr euch selbst gemacht habt, ist wirklich tot. Der Gott der Bibel aber lebt!
Als Jesus auf dieser Erde weilte, geschahen wunderbare Dinge. Dennoch stieß Jesus bei den Menschen oft auf Zweifel oder Ablehnung. Auch der physisch geheilte Blinde "sah" nicht gleich richtig, denn er erklärte: Der Mensch, der Jesus heißt, hat mich sehend gemacht (V. 11). Später nannte er Jesus einen Propheten (V. 17), erst dann begriff er voll und betete Jesus als Sohn Gottes an (V. 35-38)! Nun war er "sehend" geworden.
Es reicht nicht, wenn wir nur nachsprechen: Jesus ist Gottes Sohn. In entscheidenden Situationen haben seine Nachfolger bezeugt (1 Joh. 1,1-4): "Was wir gehört haben, was wir gesehen ..., betastet haben ..., das schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei!"
Albrecht Höschele
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.