Andacht vom 16.09.2011:
Aber Jesus sagte: "Lasst sie in Ruhe! Warum kränkt ihr sie? Sie hat etwas Gutes für mich getan." Markus 14,6 (Hoffnung für alle)
Stell dir vor, du wirst zu einem großartigen Festbankett eingeladen. Der Gastgeber will dir eine Freude machen und gibt 10 000 Euro dafür aus und nach wenigen Stunden ist alles vorbei. Verschwendung! Oder einer kauft für 40 000 Euro ein neues Auto, weil er seinen Eltern eine Freude machen möchte. Er unternimmt mit ihnen eine Spritztour und bringt den Wagen anschließend zum Schrottplatz. Verschwendung !
Da kommt eine Frau zu Jesus, salbt sein Haupt mit einem teuren Nardenöl - und kurze Zeit später ist der Duft verflogen. Verschwendung! Einige der Anwesenden beschwerten sich über diese Vergeudung (Mk 14,4.5) und machten der Frau heftige Vorwürfe. Zu Recht? Wie viel Gutes hätte man mit diesem Geld, das die Frau für das Salböl ausgegeben hatte, tun können! Wie vielen Armen hätte damit geholfen werden können! Auch für Jesus hätte diese Frau das Geld sinnvoller verwenden können. Doch Jesus tadelte diese Frau nicht, im Gegenteil - er lobte sie: "Sie hat ein gutes Werk an mir getan" (V. 6) - ohne Berechnung und Hintergedanken. Sie hat nicht überlegt: Ist es das wert? oder gar: Ist er das wert? Nein, aus Dankbarkeit und Liebe zu Jesus heraus hat sie etwas getan, weil es für sie gut war - eine Tat der "absichtslosen Güte", wie es der katholische Theologe Eugen Drewermann nannte.
Eine Handlung aus Liebe und Güte heraus fragt nicht nach Effektivität, Kosten-Nutzen-Verhältnis und Rentabilität. Deshalb erinnert Jesus daran: "Ihr habt allezeit Arme bei euch." (Mk 14,7a) Bei Spenden und Hilfeleistungen wird eine Wirkung erzielt: Die Not der Betroffenen wird gelindert. Der Frau, die Jesus in unserem Andachtstext in Schutz nahm, ging es um einen Liebesdienst. Es ging nicht in erster Linie um die Folgen, sondern um den Beweggrund.
Einem anderen einfach etwas Gutes tun, nicht aus Berechnung, auch nicht, um einen Nutzen für sich zu erzielen, sondern aus absichtsloser Güte heraus - das sollten auch wir immer wieder praktizieren. Wenn wir dadurch anderen Menschen Gottes Liebe zeigen, werden wir womöglich ähnlich in ihrer Erinnerung bleiben, wie es Jesus damals über die Frau sagte: "Überall in der Welt, wo Gottes rettende Botschaft verkündet wird, da wird man auch von dieser Frau sprechen und von dem, was sie getan hat!" (Mk 14,9 Hfa)
Roland E. Fischer
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.