Andacht vom 05.10.2011:
Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen. Sprüche 3,5
Die Orgel erklang und wir marschierten nach vorne. Wir - das war eine Handvoll 15-Jähriger -, die gerade aus der Pfadfindergruppe entlassen wurde und nun in die Jugendgruppe der Gemeinde aufgenommen werden sollte. Jeder von uns bekam vom Pastor ein Faltblatt überreicht, in dem neben einigen netten Worten auch ein Bibeltext stand. Für mich hatte er den obigen Text ausgesucht.
Schon damals zeichnete sich ab, dass ich in der Gefahr stand, zu grübeln statt Gott um Erkenntnis zu bitten, oder meine Entscheidungen nur nach längerem Nachdenken zu treffen, statt vorher auch nach Gottes Weg zu fragen. Und so reagierte ich, wie es wohl typisch ist für Jugendliche, wenn sie sich ermahnt fühlen: Ich schaltete auf Durchzug, als der Pastor meinen Text vorlas. Wer möchte schon als halbwegs intelligenter Mensch an die Begrenztheit seines Verstandes erinnert werden? Seltsamerweise brannte sich dieser Text dennoch in meine Erinnerung ein, so dass ich ihn jederzeit auswendig hersagen konnte, jedoch ohne eine Ahnung davon zu haben, was er für mich bedeutete. Erst Jahre später wurde mir dieser Text wichtig - als ich mich damit auseinander setzte, was es heißt, als Nachfolger Jesu zu leben. Denn der Text beschreibt kurz und treffend, wie das aussieht: Nicht alles selbst machen wollen, nicht alle Ziele selbst setzen und eigene Wege genau festlegen.
Jesus ist uns schon vorangegangen und ich gehe ihm hinterher. Sein Leben und sein Leitbild zeigen mir, was in meinem Leben wirklich zählt. Das klingt vielleicht herausfordernd in einer Zeit, in der die meisten Ratgeberbücher und Seminartrainer behaupten, man solle sich fortwährend Ziele setzen - für den Beruf, für die Altersvorsorge, für das Privatleben usw.
Aber der "Trainer" Jesus und das "Ratgeberbuch" Bibel zeigen mir, welches Ziel über allen anderen Zielen in meinem Leben als Christ stehen sollte: Gott zu vertrauen und auf seine Führung zu achten. Das gibt mir Mut, Entscheidungen auch einmal abzugeben und zu sagen: "Jesus, bitte kümmere du dich darum. Meine Weisheit und meine Kraft sind begrenzt."
Und was kann ich Jesus heute überlassen?
Thomas Lobitz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.