Andacht vom 26.12.2011:
Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet. 2. Korinther 8,9
Armut war das Kennzeichen Jesu bei seinem ersten Kommen von der Krippe bis zum Kreuz. Wer den Spuren der Evangelienberichte über die Geburt Jesu folgt, erkennt, dass die Menschwerdung des Gottessohnes alles andere als ein Idyll war.
Es ging bei weitem nicht so zu wie in den anrührenden Krippenspielen, die oft zur Weihnachtszeit in den Kirchen und Gemeinden aufgeführt werden. Obdachlose Eltern auf der Landstraße, hin- und hergeschoben, keine Bleibe, verschlossene Türen, "kein Raum in der Herberge" - so war es in Wirklichkeit bei der Geburt Jesu. Zuletzt blieb nur noch ein Stall übrig, in dem Christus geboren wurde.
Niedrigkeit und Armut waren bei weitem kein nebensächliches Beiwerk in der Geburtsgeschichte Jesu. Die not volle Lage und die Verlassenheit hatten einen tiefen Sinn. Gottes Herrlichkeit kleidete sich in das Gewand der Armut, damit wir reich werden konnten an geistlichen Gaben. Im menschlichen Elend von Bethlehem neigte sich Gott zu uns in ungeteilter Hingabe und grenzenloser Liebe. Das kommt in dem Namen "Immanuel" (Gott mit uns) zum Ausdruck. Das war der prophetische Titel, der dem Messias gegeben wurde, als Gott durch Jesaja dessen wundersame Zeugung ankündigte: "Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel." (Jes 7,14; vgl. Mt 1,23)
Der arme Christus gesellte sich zu dem Heer der Armen, Einsamen und Verlassenen aller Zeiten und wurde einer von ihnen. Damit sind nicht nur materiell Arme gemeint. "Wir müssen zuerst arm werden in uns selbst, um empfänglich zu werden für den Reichtum der Gnade." (Luthardt)
Jesus schuf neue Kategorien für Reichtum und Armut. Sein Herabsteigen in unser menschliches Leben ist für uns das größte Geschenk und gibt uns einmal Anteil an der himmlischen Herrlichkeit. So hat uns Gottes Sohn durch seine Menschwerdung, sein sündloses Leben und sein qualvolles Sterben in die Gemeinschaft mit dem Vater zurückgebracht. Das ist sein großartiges Erlösungswerk.
Gerhard Vorsatz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.