Andacht vom 19.01.2012:
Sie ließen ihnen viele Schläge geben und sie ins Gefängnis bringen; dem Gefängniswärter befahlen sie, sie in sicherem Gewahrsam zu halten ... Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und sangen Loblieder und die Gefangenen hörten ihnen zu. Apostelgeschichte 16,23.25 (Elberfelder Bibel)
Paradox ist, wenn ein Linkshänder Rechtsanwalt wird oder wenn ein Teeplantagenarbeiter Kaffeepause macht. Paradox, scheinbar widersinnig, ist es auch, wenn in einem Gefängnis Loblieder gesungen werden. Oder noch sonderbarer, nahezu absurd ist es, wenn bei offenen Gefängnistüren niemand wegläuft.
So geschah es in dieser Begebenheit aus dem Leben der Apostel Paulus und Silas. Wegen der Verkündigung des Evangeliums in Philippi und deren Folgen wurden sie inhaftiert und in Sicherheitsverwahrung genommen. Trotz Folter und Schmerzen sangen sie Loblieder und dankten Gott. Ein gewaltiges Erdbeben erschütterte die Grundfesten des Gefängnisses und ließ die Türen aufspringen. Der Gefängniswärter sah seine Existenz bedroht und wollte sich das Leben nehmen. Doch Paulus hielt ihn davon ab und rief: "Wir sind alle noch da!" All das erschütterte den Aufseher noch mehr, so dass er ausrief: "Was muss ich tun, um errettet zu werden?"
Diese Begebenheit ist geradezu ein Gleichnis für die Situation vieler Menschen heute: Der Mensch ist gebunden, unfrei, gefangen von Egoismus, Macht oder Karrierestreben, gebunden von Ideologien oder Süchten - die Bibel nennt diesen Zustand "geknechtet unter der Herrschaft der Sünde".
Manchmal wird dieses bisherige Leben erschüttert, durch Krisen oder Verluste bedroht. Der Boden wackelt unter den Füßen, das Lebensgebäude liegt in Trümmern. Darauf folgen Kampf, Flucht, Panik oder gar die scheinbare Ausweglosigkeit. Wer so vor existenzielle Herausforderungen gestellt ist, kann nur wie der Gefängniswärter fragen: "Was muss ich tun, dass ich errettet werde?"
Die Antwort auf diese Frage lautet, wie einst für ihn: "Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden." (Vers 31 EB) Der Glaube an Jesus Christus gibt Kraft und Zuversicht durchzuhalten. Außerdem ermöglicht er einen Neuanfang nach Lebenskrisen und vermittelt schließlich eine Perspektive, die über dieses Leben hinausgeht und in das ewige Leben hineinreicht.
Roland E. Fischer
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.