Andacht vom 24.04.2012:
Da sagte Jesus zu ihnen: "Was seid ihr doch schwer von Begriff! Warum rafft ihr euch nicht endlich auf zu glauben, was die Propheten gesagt haben? Musste der versprochene Retter nicht dies alles erleiden und auf diesem Weg zu seiner Herrschaft gelangen?" Lukas 24,25.26 (Gute Nachricht Bibel)
Ungläubig waren sie nicht, die Emmausjünger, hofften sie doch auf den sieghaften "Messias-David" (Jes 11,1-4 ), der sie aus der fremdländischen Knechtschaft befreien sollte. Der Auferstandene nennt sie aber unverständig, blendeten sie doch wie die Mehrheit ihres Volkes den "Messias-Knecht" (Jes 53) aus ihrem Blickfeld aus. Ganz war das Wissen um das Leid des Gerechten aus Israels Erwartung freilich nicht verschwunden, aber dieses Wissen teilten in jener Zeit nur wenige.
Jesus muss sie daher erinnern, dass der Schlüssel zur Erkenntnis in der ganzen Schrift liegt (Lk 24,27.44). Wohl haben viele Propheten vom messianischen Sieg und Gericht gesprochen, jedoch auch vom Leiden und Sterben des Gerechten. So verweist Jesus auf Mose (1 Mo 3,15), auf die Psalmen (Ps 22) und die Propheten (Jes 53) und zeigt ihnen zugleich, in welcher Folge sich diese Prophezeiungen erfüllen sollten: Zuerst wird der Messias der sterbende "Knecht Gottes" sein und erst dann wird er zum "Christus Triumphator" werden.
Über all dem steht ein göttliches "Muss". Das Leiden und Sterben des Messias ist die Erfüllung eines höheren Willens. Dieses "Muss" zeigt sich daher in Jesu Verkündigung in dreifacher Weise:
- Er musste leiden und sterben, weil die Schrift erfüllt werden muss (Lk 24,44b).
- Er musste leiden und sterben, weil dies Prophetenschicksal ist (Lk 13,33).
- Er musste leiden und sterben, weil nur so Erlösung von Schuld und Gericht verwirklicht werden konnte (Mk 10,45).
Die Hingabe seines Lebens - hier steht im Hintergrund deutlich der Knecht Gottes aus Jesaja 53 -hatte die Bedeutung eines "Lösegeldes"; d. h. eines Preises, mit dem die Freilassung von Kriegsgefangenen oder Sklaven erkauft wurde. Stellvertretend ("für"; wörtlich: "an der Stelle von") sollte er sich opfern für die Menschen, um sie von Schuld und Gericht freizukaufen.
Herr, mache mich frei von falschen Heilserwartungen und lehre mich - wie du es bei den Emmaus-jüngern getan hast -, deinen Opfergang "für mich" zu glauben und zu erkennen. Dafür danke ich dir!
Hans Heinz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
