Andacht vom 16.05.2012:
Doch dann lachten und jubelten wir laut vor Freude. Auch die anderen Völker mussten zugeben: "Was der Herr für sie getan hat, ist groß und gewaltig!" Ja, der Herr hat große Taten für uns vollbracht! Wir waren außer uns vor Freude." Psalm 126,2.3 (Hoffnung für alle)
Als ich Abitur machte, wählte ich den Leistungskurs Mathematik. Zahlen, Formeln und eindeutige Lösungen haben mich schon immer fasziniert. Auf jedes Problem gibt es meistens eine richtige Antwort und viele falsche Ergebnisse. Es bleibt kein Spielraum für Interpretationen.
Als ich die Bibel kennenlernte, fand ich dort überwiegend Geschichten von Menschen und ihren Erlebnissen mit Gott. Ich fand Gleichnisse aus dem Alltag und farbenreiche Visionen aus der himmlischen Welt. All das war für mich nicht so leicht zu verstehen und zu interpretieren, wie ich das mit mathematischen Formeln gewohnt war.
Ich habe mich gefragt, warum das so ist. Im Buch Animal Spirits schreiben Georg Akerlof und Robert Shiller: "Menschliches Denken spielt sich in Form von Geschichten ab, ... [es basiert] auf der Erfahrung der eigenen Lebensgeschichte, die wir durchleben und uns selbst erzählen." (S. 84) Menschen sind auf Geschichten angelegt, nicht auf Zahlen oder Formeln, nicht auf theoretische Leersätze. Tom Peters, einer der Managementkoryphäen unserer Zeit, sagt: "Unternehmen müssen verstehen, dass ihre Produkte weniger wichtig sind, als ihre Geschichten." Menschen identifizieren sich mehr mit Erlebnissen von Menschen als mit Fakten.
Gott erzählt seine Wahrheit in Geschichten, damit wir miterleben können, was seine Leute mit ihm erfahren haben. Mit manchen dieser biblischen Gläubigen können wir uns identifizieren. Wir lesen vom Eingreifen Gottes und können einstimmen in die Freude des Psalmschreibers: "Ja, der Herr hat große Taten für uns vollbracht!" Und wir erinnern uns, welche Erlebnisse wir mit Gott in unserem eigenen Leben gemacht haben, wo wir ihn gespürt haben, wo er uns geholfen hat und wie er es heute noch tut.
Gott ist mit uns im Alltag. Das soll uns bewusst bleiben jeden Tag, sich in unser Herz und unsere Gefühlswelt einprägen. So kann es gelingen, dass unsere Beziehung zu Gott noch enger wird und wir "lachen" und "jubeln" können, über das, was Gott uns getan hat. Sind wir dann auch "außer uns vor Freude"?
Roland Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.