Andacht vom 25.05.2012:
Da trachteten die Fürsten und Statthalter danach, an Daniel etwas zu finden, das gegen das Königreich gerichtet wäre. Aber sie konnten keinen Grund zur Anklage und kein Vergehen finden; denn er war treu, sodass man keine Schuld und kein Vergehen bei ihm finden konnte. Daniel 6,5
Während ich den Text dieser Kalenderandacht formuliere, debattiert die Nation über die Käuflichkeit von Politikern. Andernorts ist das ja längst keine Frage mehr, aber in der ordentlichen und gesetzestreuen Bundesrepublik rief es Schockwellen öffentlicher Empörung hervor, als die Medien von prominenten Landespolitikern berichteten, die gegen eine kräftige Spende an die jeweilige Partei für individuelle Gesprächstermine zur Verfügung standen. Das hatte es so in Deutschland wohl noch nicht gegeben, und entsprechend groß war das Entsetzen.
Ich musste unwillkürlich an Daniel denken: Auf dem durchwachsenen Hintergrund bundesdeutscher Politikwirklichkeit leuchtet sein Beispiel umso heller. Er war nicht der Ministerpräsident irgendeiner unbedeutenden Provinz in den Weiten des medopersischen Weltreichs. Nein, er stand ganz oben auf der Karriereleiter. An der Spitze einer durch und durch heidnischen Nation genoss er das uneingeschränkte Vertrauen des Beherrschers des vorderen Orients (Dan 6,2-4). Das musste Neider und Emporkömmlinge auf den Plan rufen. Es gab sie wohl reichlich, und sie wollten ihm zu gern ans Leder - aber sie fanden absolut nichts, "denn er war treu".
So lapidar steht's da, und eigentlich kann ich's nicht fassen. Was würden wir drum geben, wenn Ähnliches vom Spitzenpersonal unseres Landes oder wenigstens der Kirchen gesagt werden könnte, so absolut und uneingeschränkt. Und was gäbe ich drum, wenn Ähnliches von mir gesagt werden könnte, ganz ohne Wenn und Aber und egal, welche Konsequenzen das haben könnte. Und die waren bei Daniel bekanntlich schwerwiegend, denn nach einem Täuschungsmanöver der Fürsten und Statthalter wurde er in die Löwengrube geworfen. Doch dort bewahrte Gott sein Leben (V. 8-29).
Herr, darum möchte ich dich heute bitten: Dass es mir mit deiner Hilfe immer besser gelingt, an dem Platz, wo du mich hingestellt hast, dem faszinierenden Beispiel Daniels zu folgen und dir treu zu sein, was auch immer geschieht - denn du kannst auch heute noch Wunder tun!
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.