Andacht vom 28.09.2012:
HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege ... Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen. Psalm 139,1-3.5.6
"Vorratsdatenspeicherung" ist nicht nur ein sperriger Begriff, sondern auch eine ziemlich unerfreuliche Angelegenheit. Deshalb gab es Beifall von vielen Seiten, als das Bundesverfassungsgericht ein entsprechendes Gesetz im Frühjahr 2010 für nichtig erklärte.
Polizei und Strafverfolgungsbehörden waren allerdings weniger froh über diese "Ohrfeige" für die Regierung, denn sie hatten sich schon im ermittlungstechnischen Schlaraffenland gesehen: Ganze sechs Monate sollten bundesweit alle Telefon-Handy-, Fax- und Internetkontakte gespeichert werden, dazu detaillierte Informationen darüber, wer wann das Internet benutzt hat samt den Daten aller E-Mail-Empfänger.
Das waren doch endlich Möglichkeiten - aber die höchsten Richter sagten aus guten Gründen nein, und prompt wähnten die Verfechter der Rund-um-Überwachung die Sicherheit der Bundesrepublik in Gefahr. Dabei ist der "gläserne Bürger" ja längst keine Horrorvision der Zukunft mehr, sondern wer es darauf anlegt, hat schon heute zahllose legale und halblegale Möglichkeiten, über jeden von uns fast alles und jedes in Erfahrung zu bringen. Da ist der Nacktscanner am Flughafen wirklich das geringste Problem.
Im Übrigen bewegt mich heute eine ganz andere, wesentlich wichtigere Frage: Wie halte ich es mit dem Einen, der wirklich alles über uns weiß, wie David im Andachtstext erklärt? Wünschst du dir manchmal, du könntest dich oder einen Bereich deines Alltagslebens vor ihm verstecken? Bedrückt es dich, ständig unter seinen Augen zu leben? Oder empfindest du es wie David als "wunderbar", dass Gott ständig seine Hand über dir hält?
Auch heute wird er seine Hand über dir und mir halten, uns mit seinen Augen auf dem Weg durch diesen Tag begleiten. Er will sich um unsere großen und kleinen Sorgen kümmern. Dass Er jederzeit an unserer Seite ist - nur ein Gebet weit entfernt -, ist das Beste, was uns heute passieren kann!
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.