Andacht vom 02.10.2012:
Das ist ein köstlich Ding, dem HERRN danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster ... Psalm 92,2
Der Evangelist R. A. Torrey rühmte einmal das Beispiel eines jungen Mannes, der es mitten im Winter wagte, in einen der eiskalten kanadischen Seen zu springen, um mehrere verunglückte Menschen zu retten. Während der Evangelist noch sprach, rief ein Zuhörer: "Der Mann, von dem sie reden, ist hier!" Torrey bat ihn, aufs Podium zu kommen und stellte ihn der Versammlung vor. Dann fragte er ihn: "Was hat Sie am meisten beeindruckt, nachdem die Aktion abgeschlossen war und alle an Land waren?" Seine Antwort: "Dass kein einziger es der Mühe wert fand, danke zu sagen."
Bewusste Undankbarkeit gehört wohl zum Abstoßendsten unter uns Menschen. Wir denken an das Volk Israel: Wie viel Hilfe hat es doch beim Auszug aus Ägypten erlebt und doch sehnten sie sich nach der Knechtschaft zurück! Wir denken auch an die Menschen, die Jesus von einer Landplage befreit hatte, und die darauf sich nur wünschten, er möge doch das Land verlassen. Uns fallen die Zeitgenossen Jesu ein, derer er sich mit Lehre und Heilung erbarmte und die doch seinen Tod forderten.
Nicht weniger hässlich aber ist die unbewusste Undankbarkeit unter den Menschen gegenüber all dem Guten, das von Gott kommt. Diese gedankenlose Gleichgültigkeit ist oft schwerer zu ertragen als die bewusste Undankbarkeit. Sie ist die Perversion einer gottentfremdeten Welt. Dass der Mensch, der Gott denken und ihm danken kann, der Versuchung erlegen ist, Gott aus allem auszublenden, um letztlich nur an sich selbst zu denken, ist die Sünde schlechthin in unserer Zeit.
Besteht aber nicht auch beim gläubigen Christen die Gefahr, undankbar zu sein? Wie viel bewusste Dankbarkeit geht doch auch unter uns durch Routine, Vergesslichkeit und falsche Erwartungen verloren! Gerade das, was uns so selbstverständlich erscheint, sollte uns zur Dankbarkeit anspornen: Wir dürfen jeden Tag aus der Hand unseres Schöpfers als Geschenk empfangen. Wir dürfen glauben und uns des geschenkten Heils erfreuen. Wir erleben Gemeinschaft und erfahren die Anteilnahme unserer Weggefährten.
Man kann es nicht besser zusammenfassen als mit dem Wort des Kirchenvaters Augustinus: "Wir dürfen singen und wandern, denn am Ende des Weges steht Gott". Danke ihm dafür!
Hans Heinz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.