Andacht vom 17.02.2013:
Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht. Matthäus 19,14
Endlich traf - leicht verspätet - der Bus ein. Nun hieß es, schnell einzusteigen. Doch das war nicht einfach, denn eine Schulklasse fuhr mit. Die etwa 12-Jährigen waren fix eingestiegen und weil sie ihre Schultaschen neben sich auf den Sitz legten, waren alle Plätze schnell belegt. Einige ältere Leute hatten das Nachsehen. Die Jugend von heute macht sich oft ganz schön breit. Oder?
Unser Andachtswort stammt aus einer Begebenheit, in der Jesus mitten im Gespräch mit seinen Jüngern über ein ernstes Thema war. Da tauchten plötzlich Kinder auf. Sicher waren sie lebhaft, vielleicht sogar nervig. Die Reaktion der Jünger war eindeutig: Sie fuhren die Kinder an. Hier machen sich also die Erwachsenen breit. "Kein Platz für Kinder" - und das in der Gemeinde Gottes! Doch bei Jesus hatten sie eine Lobby und erhielten sogar einen "Logenplatz".
Welchen Platz haben junge Leute heute in den Familien und Gemeinden? Jesus kannte die Bedürfnisse junger Menschen: Zuneigung, Annahme, Aufmerksamkeit, Unterstützung, Zugehörigkeit. Jesus investierte zuerst seine "Nähe" in sie; dann erzählte er ihnen lehrreiche Geschichten. Wir würden heute sagen: Jesus vermittelte den Kleinen auf diese Weise erfolgreich Werte. Er wusste: Wer sich wertgeachtet fühlt, nimmt leichter Werte an.
Die Verhaltensauffälligkeiten junger Leute zeigen, dass sie nicht ungezogen, sondern unerzogen sind. Sie halten sich nicht an Absprachen oder Regeln und kennen häufig keine Grenzen. Oft liegt die Ursache darin, dass sie vernachlässigt oder verwöhnt wurden.
Ich selbst möchte von Jesus lernen. Junge Leute brauchen keine perfekten Eltern oder Großeltern. Was sie aber brauchen, sind authentische, liebende Vorbilder und das Gefühl, bedingungslos angenommen zu sein. Auf diese Weise erlernen sie am besten Liebe und soziales Verhalten. Jesus verwendete dafür an anderer Stelle den Begriff dienen. In seiner Nähe lernten Kinder, dass Nächstenliebe etwas Wichtiges ist, und wie man sie zeigen kann.
Als die Kinder den Bus verließen, wünschte ich mir für sie, dass sie Vorbilder haben, von denen sie lernen können, wie wunderbar sich eine Geste der Liebe anfühlt. Vielleicht bietet sich heute eine Gelegenheit, um Kinder oder Jugendliche durch ein Zeichen der Liebe zum Achten auf Andere zu ermutigen.
Jürgen Weller
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.